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Entschleunigung, Dein Name ist Mas Salagros

Ooooh dieses Hotel! Erst vor wenigen Monaten hat es eröffnet und so wird an der ein oder anderen Ecke auch noch ein bisschen gepflanzt und fertig gestellt. Seelenbalsam bietet es jedoch bereits jetzt, das Mas Salagros Ecoresort & Ancient Baths. Das 5-Sterne-Hotel liegt am Rande des Naturparks Seralada Litoral, etwa eine halbe Stunde vom quirligen Barcelona entfernt, am Ende einer unbefestigten Holperstraße, die mich gleich mal entschleunigt. Die Kurzanreise vom Flughafen Barcelona hat irgendwie eine besondere Note: Mit dem Mietwagen geht’s in einer halben Stunde vom modernen Chic-Shopping-Flughafen El Prat erstmal durch formhässliche Industriegebiet-Architektur (wenn man die überhaupt so nennen darf) entlang des Hafens nach Barcelona, wo das Herz beim Blick auf die Columbus-Statue gleich ein bisschen höher schlägt. Dann folgen ein paar Minuten des Grauens erlesen grässlicher Hochhauslandschaft namens Badalona — und nach dem Verlassen der Autobahn (die Maut ab Flughafen kostet sensationelle 0,37 Euro) liebkost zum Trost der Weinort Alella das Auge mit seinen Herrschaftshäusern und Weinkellereien. Nur noch ein paar Serpentinen mit ein bisschen Meerblickpracht  hinauf und wieder hinunter bis zum verschlafen wirkenden Straßendorf Vallromanes. An dessen Ende empfängt …

Aufregend schläfrig: Venedig

Ich kenne Venedig seit mehr als 40 Jahren − zu jeder Jahreszeit und mit unterschiedlichen Begleiter/-innen. Glich es als Kind manchmal noch einer Qual, mich statt den Strandspielen altehrwürdigen Palazzi zuwenden zu müssen, so wuchs die Liebe und Begeisterung für die Lagunenstadt mit den Jahren mehr und mehr. Sie hat zu jeder Jahreszeit etwas Besonderes − ich favorisiere jedoch nach wie vor das „luce di settembre“, das die Ocker- und Rottöne der Bauten besonders schön zur Geltung kommen lässt. Dieses Mal wollte ich einem ganz besonderen Menschen erste Einblicke in „mein Venedig“ geben und so überwanden wir tapferen Schritts Brücke um Brücke und umschifften so manche Touristenschlange, um zumindest einige der Stadtteile in zwei Tagen zu erkunden. So manches klassische Highlight gehört natürlich dazu – ein Venedig-Besuch ohne die Prachtbauten des Markusplatzes sind doch unvorstellbar. Wohler als im Getümmel der Taubenfütterer, Kitschsouvenirkäufer und Basilikaschlangensteher fühle ich mich jedoch in den Nebengassen und entlang der kleineren Kanäle. Hier kaufen Einheimische vormittags Fisch, Gemüse und Obst, eilen Schüler und Studenten in ihre Unterrichtsstunden, telefoninonieren sich Geschäftsleute durch ihre Aufträge. Es ist selten geworden …

Die kleine Wohltat zwischendurch.

Der bayerische 2014er August war ein gefühlter Apriloktober. Eine meiner Lieblings-Sommerbeschäftigungen, das „Barfuß-auf-einer-Wiese-den-dort-heimischen-Insekten-ausweichen“ war nur an wenigen Tagen machbar. Umso mehr giert meine Seele nach jedem Sonnenstrahl. Ich plädiere für einen sofortigen und bis Mitte November anhaltenden Traum-Altweibersommer! Nur: Er hat davon offensichtlich noch keine Kenntnis genommen. Also trüben wir uns weiter durch die Freuden der kleinen Zweisteller auf dem Außenthermometer. Heute mal am Starnberger See. Der in einem fröhlichem Nirwanagrau endete und nicht wie sonst um diese Jahreszeit mit einem Prachtsblick auf die Alpenkette, der den Betrachter umgehend wissen lässt, warum der liebe Gott einst das Jodeln und den Juchzer erfinden ließ. Und doch ist es grün. Und doch bringt die äußere auch die innere Ruhe. Und doch entfaltet sich nach prallgefüllten Arbeitswochen dieses kleine Urlaubsgefühl in mir. Das Trübe schaffte neue Klarheit und polierte nach und nach seine Farben zu frischem Glanz auf. Wie wohltuend ein einzelner Nachmittag doch sein kann.