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Das wundersame W (© casowi)

W wie wundersam. Und wunderbar.

Gestern um 17:03 Uhr ging ein wundersamer Blogpost von hier ins Web und an Euch, werte Abonnenten: Ein „W“ in der Betreffzeile und sonst nichts. Leere. Warum? Offen gestanden: Ich weiß es nicht. Ich saß zu diesem Zeitpunkt in der Literaturbuchhandlung Moths in München und lauschte den ersten Worten des wunderbaren Journalisten Georg Stefan Troller (*1921). Ich hielt mein Smartphone in der Hand, um ein paar Momente einzufangen, die mich auch in der Zukunft noch an diesen Abend erinnern mögen. Weshalb? Georg Stefan Troller, sein Schicksal und sein Werk sind mir seit der Kindheit überaus vertraut – ist bzw. war er doch einer der langjährigsten und innigsten Lebensfreunde meines Vaters. Die beiden lernten sich kurz nach Kriegsende in München bei einer befreundeten Familie kennen und blieben sich über die Jahrzehnte stets verbunden, auch wenn sie sich nur selten sahen. Der letzte Brief im Leben meines Vaters war für seinen Freund in Paris bestimmt – dessen Antwort traf drei Stunden nach dem Tod meines Vaters ein und wir lasen ihn ihm auf dem Totenbett vor. Das mag skurril klingen – für uns fühlte es sich …

Begegnung mit vergessenen Frauen

Der Alte Münchner Südfriedhof ist per se ja schon interessant: Liegen dort doch zahlreiche bekannte Persönlichkeiten und Normalbürger längst vergangener Zeiten in meist beeindruckenden Gräbern, die meist längst vom Verfall gekennzeichnet sind. Auch Vorfahren unserer Familie fanden dort ihre letzte Ruhestätte. Seit etwa einem Jahr schenkt Adelheid Schmidt-Thomé nun den Vergessenen Münchnerinnen die Aufmerksamkeit, die diese Frauen auch heute noch verdienen. Sie brachte einen sehr schönen Kalender für das aktuelle Jahr heraus (ein paar Restexemplare der 2. Auflage gibt es wohl noch), in dem sie Monat für Monat je eine Protagonistin vorstellt. Und nun bietet sie auch Führungen an – aktuell noch als Privatführung, später werden öffentliche folgen. So kam ich jüngst in den Genuss, beeindruckende und bewegende Schicksale einiger Damen kennen zu lernen, darunter Felicitas von Klenze, Ilka von Wrede (nach der die Ilka-Höhe bei Tutzing benannt ist), Caroline Pfeffel, Luise Roeckl aus der Dynastie der Lederhandschuhexperten, die Schauspielerin und Erfinderin des Schneeballsystems, Adele Spitzeder sowie Clara Ziegler, Starschauspielerin und Gründerin des Deutschen Theatermuseums. Auch das recht zart anmutende Grab der von König Ludwig I. zur „Schönen Münchnerin“ erhobenen Helene Miller, geb. Sedlmayr, kann man besuchen. …

Dresden-Hellerau: Der Rhythmus macht den Unterschied.

Dresden hat mich trotz fürchterlichen Winterschmuddelwetters bereits 2010 beeindruckt. In der Zwischenzeit bin ich der Stadt auch auf familiäre Spuren gekommen: Die vaterväterliche Mutter war in Dresden als Tochter des Solo-Cellisten der damaligen Hof- und heutigen Semperoper geboren und aufgewachsen. In einer Doppelhochzeit mit ihrer Schwester ehelichte sie meinen Urgroßvater und zog über mehrere andere Stationen schließlich nach München, wo sie 1949 verstarb. Erst vor wenigen Monaten entdeckte ich ihr Kulturtagebuch, in dem sie akribisch alle Theater-, Oper- und Konzertbesuche festhielt, immer unter Angabe des Datum und meist auch mit Nennung der Hauptdarsteller sowie ihrer Begleitpersonen. Diesmal schaffte ich es noch nicht, nach dem Geburts- und Wohnhaus von Marie − genannt Mimi − zu suchen, aber für den Nächstbesuch habe ich es mir fest vorgenommen. Diesmal bot der Besuch des Europäischen Kulturzentrums Hellerau den Reiseanlass. Ich brachte Unterlagen meines verstorbenen Vaters in das dort beheimatete Deutsche Komponistenarchiv und gab außerdem gemeinsam mit Julia Landsberg, der Leiterin des Archivs, einem Redakteur des Deutschlandfunks ein Interview zur Vita und einigen Werken meines Vaters. Neben Notenmaterial und beruflicher Korrespondenz hatte ich auch drei monsterschwere …