Zeit ist bunt. Oder: Das Hippiegefühl am Handgelenk.
Sie sahen völlig überraschend aus, fühlten sich ganz anders an und zogen in wilden Farbmixturen und wagemutigen Designs jede Menge Aufmerkamkeit auf sich: Als 1983 die ersten Uhren von Swatch auf den Markt kamen, war ich sofort begeistert. Denn bislang dominierten – zumindest gefühlt – die männlichkeitsmetalltriefenden Digitaluhren von Seiko oder Gediegenes aus Großmutters Zeiten in Schwarz-Weiß-Grau-Gold-Tönen den Uhrenmarkt. Solide Zeitmesser, ja – aber fernab jeglichen Hippiegefühls am Handgelenk. Gut, man kann natürlich darüber diskutieren, ob ein Hippie überhaupt jemals eine Uhr getragen hat oder hätte. Aber es fühlte sich irgendwie herrlich revolutionär und hippieesk an, als Medizinstudentin, die ja doch viel Zeit im weißen Kittel mit weißen Birkenstocks (damals definitiv das uncoolste Schuhwerk aller Zeiten, aber ein Must im Klinikalltag) auf Krankenhausstationen verbrachte, mit einer bunten Uhr etwas Lebensfreude ins Hospitalweiß zu bringen. Und als Studentin konnte ich mir 65 DM für eine dieser Quartzuhren in manchmal sogar transparenten Plastikgehäusen in ungewöhnlichen Designs und Farben auch gerade noch so über Monate hinweg vom kargen Budget abknapsen oder das Modell der Begierde als Geburtstagswunsch äußern. …