Mariss ist wieder da. Ein epochaler Abend.
Mariss Jansons, Chefdirigent des weltgeschätzten Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO), zog sich im April 2010 vorübergehend zurück vom Pult. Er sei krank, müsse sich einer Operation unterziehen und kehre in gut drei Monaten zurück. Noch letzte Woche hatte er Konzerte absagen müssen – wie sehr der Ersatzdirigent eben nur ein Analog-Dirigent war, zeigte sich heute. Denn pünktlich zum letzten Abo-Konzert der Saison 2009/2010 war er wieder da – „unser“ Mariss. Mariss, der uns in den vergangenen Jahren immer wieder überraschte und begeisterte. Dessen Präzision, Musikverstandgefühl, Dirigiertechnik, charismatische Autorität am Pult pure Passion ausstrahlen und der mit diesem wunderbaren Orchester und auch dem Chor Musik gebiert wie wenig andere Dirigenten. Ein Con-ductor. Hätte das Programm des heutigen Abends nicht schon so lange festgestanden, man hätte meinen können, es handle sich um seinen Abschied vom Orchester und auch vom Publikum. Mariss Abschied eben. Ein ungewöhnliches Programm, eine Hommage an alle Instrumentengruppen, kulminierend in einem Get-Together der romantischen Art mit Tschaikowskis Schinken „Francesca da Rimini“. Aber nein: so war es wohl nicht gemeint – so DARF es nicht gemeint sein. …