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Barcelona schmeckt. Molt bé!

Irgendwann ist’s bei mir Usus geworden, Reisen mit einer Abschieds-Brezn nebst zugehörigem Foto am Flughafen einzuleiten. Als ich in Hamburg lebte, wurde ich mir dieser wohl einzigen wirklichen kulinarischen Liebesbeziehung klar. Denn woran auch immer mein Gaumen sich woanders erfreut – eine Brezn beinhaltet einfach Heimat und Geborgenheit für mich.

Brez

Umso überraschter war ich, als wir in Barcelona bereits in den ersten Stunden eine ganze Auslage voller Brezeln erblickten. Eine Bäckerei namens Pretiola hat dort eröffnet und bietet ein umfangreiches Sortiment an Brezeln (auch belegte zahlreiche Modelle), die zumindest so aussehen, als könnten sie schmecken (wir haben auf den Test verzichtet, weil wir einfach zu sehr nach den Lokalhelden gierten). Auf alle Fälle ist’s eine tolle und mutige Geschäftsidee – klasse!

Pretiol

Mein Slow-Food-Herz schlug dann richtig hoch, als ich wahrnahm, dass es im Gotischen Viertel und El Ravel immer noch hübsche alte Patisserien oder auch Bombonerias gibt. Allein die Auslagen sind ein Genuss: Holzleisten, Porzellantabletts für die Ware, Gläser voller handgefertigter Bonbons in unzähligen Geschmacksrichtungen. Himmlisch betuliche Verkäuferinnen, geduldig anstehende Kunden. Unmengen an Varianten von Meringuen. Daneben Bio-Schokolade in Geschmacksrichtungen wie Veilchen oder auch „80% plus Olivenöl“. Und natürlich hat man sich den neuen Leidenschaften geöffnet und bietet Cupcakes und Muffins an, wenn auch so manche traditionelle Geschmacksrichtungen aufgegriffen wird wie „Chocolate y Naranja“. Ich bin ja seit Jahren überzeugt von der Kombination von Bitterschokolade mit kandierten Orangen. So musste es natürlich in der Pastisseria Bomboneria La Colmena an der Plaça de l’Àngel ein Schoko-Orangen-Taler sein.PlacaDelAngel

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Colmena
Auch in anderen Stadtteilen kamen wir immer wieder an traditionellen Bäckereien und Patisserien vorbei. Diese kleinen Windbeutelchen waren dann auch wirklich mal eine Zungensünde wert – unerwartet ist die Sahnecremefüllung leicht geeist. Köstlich.

Natabeutel

Ich finde ja merkwürdige, aber ausgetüftelte Ladenkonzepte wie das dieses Hochstaplers wunderbar – halten sie sich doch seit Jahrzehnten überall in Südeuropa. Und so ging mein Herz hier natürlich auf. Was mir ewig bleiben wird, ist die Frage des Abstaubens der untersten Schachteln…

LaFuente

Als seit Jahrzehnten überzeugte Bio-Food-Freundin (und nein – für mich bitte kein Bio-Discountsgedöns!) hat mich riesig gefreut, wie sehr der Organic Food-Gedanke sich in vielen Cafés, Bistros und Shops Barcelona widerspiegelt. Um die Ecke des Picasso-Museums begeisterte mich das Sortiment der Backwaren-Manufaktur (schönes Wort, nicht wahr!) BarcelonaReykjavik – das morgendliche Schlangestehen an der Museumskasse wurde folglich mit einem Cookie und Espresso versüßt.

BarceReykj

BrotBarReyk

Cookies

Unseren Besuch beim berühmten Foodmarkt La Boqueria haben wir geschickt auf die Mittagsstunden gelegt und so gab’s nach langer Suche durch die vielen (und meist überfüllten) Gänge auch zwei Plätze in einer der Tapas-Bars. Ein kleiner Überlebenskampf ist es schon, sich hier was zu essen und ein Glas Wein dazu zu ergattern, aber originaler geht’s wohl kaum. Auch wenn Sprachbarrieren schon mal Lebensmittel in die Münder bringen, deren Namen es sonst nicht mal über die dazugehörigen Lippen brächte.
Viele Standbesitzer versuchen, die Portemonnaies der Touristen mit bunten Fruchtsaftmixgetränken zu erobern. Mag ja sein, dass das gut funktioniert – mir ist ein Blick zu den Ständen mit Fleisch, Fisch (natürlich viel getrockneter Fisch!), Käse oder klassische, Obst und Gemüse bedeutend lieber, verrät er mir doch mehr über Land und Leute und regt zudem meine Sinne ganz anders an als Plastikbecher voller Bunt-Smoothies.

Lauc

LaBoq2

Klar, an Tapas kommt keiner vorbei in Barcelona. Einfach hinsehen und genießen, heißt die Devise. Wir haben sehr gute Erfahrungen bei Cachitos gemacht – gutes Essen, alles ohne Hektik, mit einem guten, lokalen Wein der Region (Rebsorte Macabeu).

Cachitos

Cigo

Oft genügt ein Blick durch die offen stehende Tür und schon ahnt man, ob es sich um eine Touri-Nepp-Nummer handeln dürfte oder aber eben wirklich frische Ware angeboten wird.

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Den letzten Abend verbrachten wir im La Candela, einem Tipp aus einem Reise-TV-Guide, der schon einige Jahre auf dem Buckel hatte. Tatsächlich gibt’s das kleine Restaurant an dem hübschen Platz noch (bei gutem Wetter und mehr als einstelligen Temperaturen stünden auch draußen Tische bereit) und so sei es jedem ans Herz gelegt, der eine kleine und kreative Speisekarte schätzt. Als Vorspeisen wählten wir luftgetrocknetten Schinken (der einfach als Jamon schon akustisch ganz anders daher kommt! Olè!) und mit einer Creme gefüllten und mit Foie gras belegten Artischockenherzen. Das Risotto zum Hauptgang mag einfach anmuten – auf der Zunge präsentierte es sich auf den Punkt und überaus raffiniert. Es ist ein wenig peinlich, es zuzugeben, deshalb nur ganz leise: für’s Dessert waren wir zu müde… „wie Flasche leer“, könnte man sagen.
Aber: Wir werden wiederkommen.
Versprochen, Barcelona!

Candela1

Candela2

CandelaMood

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