Architektur, Natur, reise, Restaurant, Wein
Kommentare 3

Trier: Laserkunst auf Römerbauten

[Werbung | Kooperation] Trier ist eine faszinierende Stadt – angeblich die älteste Deutschlands und heute überaus beliebt bei etwa 20.000 Studenten. Den Anfang machten die Römer: Sie kamen, blieben und prägen bis heute große Teile des Stadtbilds und der Identität Trier. 50 v. Chr. marschierten sie durch das Mosel-Tal zwischen Hunsrück und Eifel, entdeckten, dass sie den Fluss an einer natürlichen Furt zu Fuß überqueren konnten und siedelten umgehend an diesem zukünftigen Knotenpunkt der Handelswege und Pilgerströme. 17 v. Chr. gründete Kaiser Augustus während eines Besuchs die Stadt Augusta Treverorum und initiierte zugleich den Weinbau, weil ihm das Klima gut geeignet erschien. Ein wahrlich cleverer Schachzug, denn noch heute sind Moselweine weltweit hoch geschätzt. Das römische Stadtbild wurde von Straßenzügen geprägt, die so akkurat liefen wie man es heute aus mancher amerikanischen Großstadt kennt. Innerhalb von 150 Jahren entstand eine der bedeutendsten Städte der damaligen Zeit, mit gut 40.000 Einwohnern. Die vorher schon ansässigen Treverer, nordgallische Kelten, hatten die Vorzüge (florierende Geschäfte durch zunehmend rege Handels- und Pilgerströme, Fußbodenheizungen, kostenlose Thermenbesuche etc.) römischen Lebenstils erkannt, passten sich den Stadtgründern an und vermählten ihre keltischen Götter ganz pragmatisch mit denen der Römer.

Wie das damals aber eben leider so war – irgendwann kam immer jemand vorbei, der das friedliche Zusammenleben abrupt unterbrach: 275 n. Chr. überfielen rechtsrheinische Germanen die Stadt und verwüsteten sie. In der Folge wurde unter Kaiser Konstantin eine fast sieben Kilometer lange Stadtmauer mit fünf Toren erbaut – acht Meter hoch und bis zu sieben Meter tief. Davon ist heute einzig die Porta Nigra erhalten, die in den folgenden Jahrhunderten noch einiges durchmachen musste. Ursprünglich war das „schwarze Tor“ schneeweiß: Seine bis zu sechs Tonnen schweren Quader sind aus Kalksandstein, der sechs Kilometer flussabwärts geschlagen wurde. Die Säulen wurden direkt aus dem Stein heraus gearbeitet, sind also nicht freistehend, sondern mit dem Stein verbunden. Die einzelnen Quader wurden mit Eisenstangen und flüssigen Bleieingüssen verbunden. Im 12. und 13. Jahrhundert wurden allerdings manche Eisenklammern ganz pragmatisch wieder entfernt und als Werkstoff für Werkzeug oder Waffen verwendet – und trotzdem blieb das Tor stehen!

So klein der Mensch, so groß das Tor. (© casowi)

Links sieht man noch die Apsis der Stiftskirche, in die die Porta Nigra von Poppo von Babenberg umgebaut wurde. (© casowi)

Nach dem Ende des römischen Imperiums marschierten Ende des 5. Jahrhunderts die Franken ein und es heißt, dass Trier für dreihundert Jahre in eine Art Dornröschenschlaf fiel und nicht weiter wuchs. Am Gründonnerstag 882 überfielen Normannen die Stadt und zerstörten sie komplett, bis sie am Ostermontag wieder weiterzogen. Erst hundert Jahre später hatte Trier sich davon erholt, stieg über die Trümmer des ehemaligen Doms und bildete aus anfänglichen Trampelpfaden neue Straßen heraus, entlang derer neue Häuser am heutigen Hauptmarkt errichtet wurden. Notgedrungen war das klare Straßenmuster der Römer damit überkommen ­– gebaut wurde, wo eben Platz war. In den Jahren 900 und 1.000 entwickelte sich das mitbestimmende Bürgertum die Zünfte, die sich in entsprechenden Straßen wie der Fleischstraße, Brotstraße oder Fischmarkt ansiedelten und 1433 formierte sich die Bürgerschaft, die dem Kurfürstlichen Erzbischof trotzend die Steipe als ihr Fest- und Empfangsgebäude errichtete. Die beiden am Haus angebrachten Ritter sprechen Bände: Der linke, dem Volk zugewandte blickt freundlich übers Volk, der rechte hingegen, in dessen Blickrichtung der Dom liegt, hat Haupt und Helm gesenkt und verweigert somit der Kirche und Regierung den Blick. Darunter die vier gotischen Stadtpatrone: Jakobus (der Patron der Pilger und Wanderer), die Hl. Helena, Petrus und Paulus.

… das Markttreiben macht rundum Lust auf Genuss! (© casowi)

Schließlich entstand das Kurfürstentum Treveris und die Kirche übernahm mehr und mehr Macht, denn die Kurfürsten waren für nahezu 100 Jahre zugleich auch Bischöfe von Trier! Die Kirche wurde somit zum zentralen Dreh- und Angelpunkt (Trier ist die älteste Bischofsstadt Deutschlands: seit dem 3. Jahrhundert gibt es das Bistum, seit dem 6. Jahrhundert das Erzbistum) und tausende Pilger strömten in die Stadt. So auch ein gewisser Simeon, der als charismatisch und weltgewandt beschrieben wird. Er freundete sich mit Kurfürst und Erzbischof Poppo von Babenberg an, der unzählige christliche Reliquien im In- und Ausland sammelte, um zum bedeutendsten Herrscher der Zeit zu avancieren. Simeon wurde nach einer gemeinsamen vierjährigen Pilgerfahrt des Reisens überdrüssig und zog sich zurück. Poppo von Babenberg bot ihm eine Kammer in der Porta Nigra an, die auf Simeons eigenen Wunsch sogar zugemauert wurde. In ihr verbrachte Simeon freiwillig die letzten fünf Jahre seines Lebens. Er wurde von den Pilgern schon zu Lebzeiten verehrt, büßte er doch offensichtlich für ihre Sünden (so meinten sie). Der überaus geschäftstüchtige Poppo von Babenberg bat den Papst um Heiligsprechung Simeons und so hatte Trier einen der ersten Heiligen Deutschlands. Poppo von Babenberg baute schließlich die Porta Nigra zu einer Stiftskirche um: Das Erdgeschoss wurde aufgeschüttet und war von außen somit nicht mehr sichtbar, das Volk betrat seine Kirche in der 1. Etage, der Adel und die Gutbetuchten wiederum hatten ihren eigenen Kirchenraum in der 2. Etage, oben drauf wurde flugs noch ein Glockenturm errichtet und seitlich am Tor eine Apsis angebaut – schon war die Kirche fertig.

Links oben der aufgesetzte Glockenturm, an der rechten Flanke die Apsis. Beides ließ Poppo von Babenberg dem römischen Tor aufsetzen, als er die Simeon-Stiftskirche bauen ließ. (© casowi)

Ab 1794 gehörte Trier dann zu Frankreich, Napoleon schaffte Erzbischof wie Kurfürsten ab und die Trierer genossen ihre neue Freiheit unter dem nun gültigen Code civil, der die Prinzipien der Französischen Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) aufgriff. Und im Zuge der Säkularisation wurde 1804 auch die Stiftskirche wieder zurückgebaut in das römische Tor. Allerdings marschierten kurz vor Fertigstellung der Baumaßnahmen die Preußen in Trier ein und so blieb die Apsis der alten Kirche stehen und das Tor wurde als Zollturm genutzt. Schräg gegenüber wohnte damals übrigens der junge Karl Marx (geb. 1818), der wohl berühmteste gebürtige Trierer.
Architektonisch haben jedoch nicht nur die Römer Imposantes hinterlassen (auch wenn all ihre Bauten in Trier seit 1986 zum UNESCO Weltkulturerbe gehören): Im 13. Jahrhundert gab es etwa zehn Wohntürme, heute sind noch drei davon erhalten, am bekanntesten ist das Dreikönigenhaus aus dem Jahr 1230 in der Simeonstraße. Der Wohnturm sicherte seine Bewohner bestens vor Überfällen, denn im Erdgeschoss gab es nur einige schmale Scharten, die Eingangstür lag im ersten Stock und war nur über eine Zugleiter erreichbar, die abends hochgezogen wurde. Der erste Stock der Dreikönigenhauses ist im romanischen Stil gehalten, der zweite hingegen gotisch, die Malerei ist orientalisch inspiriert. Oben in der Mitte der Fassade befindet sich eine schwarze Säule, die auch ursprünglich namensgebend war: Bevor Napeolon alle Häuser mit Nummern versehen ließ, trugen diese ein Symbol, das namensgebend war – wie „Haus zur Säule“ oder „Haus mit dem goldenen Stern“ (am Hauptmarkt).

Ein ehemaliger Wohnturm: Das Dreikönigenhaus. (© casowi)

Der Petrusbrunnen auf dem Hauptmarkt von 1645 wurde vom kurfürstlichen Erzbischof als Mahnmal wider dem Sittenverfall gestiftet und zeigt die vier Kardinalstugenden Weisheit, Mäßigung, Gerechtigkeit und Stärke, die von einer Petrusfigur gekrönt werden. Der Steinmetz nutzte seine künstlerische Freiheit und versteckte in den Ornamenten kleine Schweinereien, die die Tugenden da Absurdum führen. Seine Petrusfigur dreht dem Dom den Rücken zu, außerdem hat er am Gürtel einen zweiten Schlüssel neben dem zum Himmelsreich, der zu den bischöflichen Weinkellern unterhalb des Hauptmarkts führen soll.

Der Petrusbrunnen auf dem Hauptmarkt. (© casowi)

Konstantin der Große, einer der berühmtesten römischen Kaiser, schenkte der Stadt Bauten wie z.B. die Kaiserthermen, ein ausgeklügeltes System von Sportplatz, Umkleiden, Latrinen, kalten und warmen Becken. Sich selbst ließ er 305 zu Repäsentationszwecken eine Empfangsaula erbauen: 69m in der Länge, 30m in der Höhe und 30m in der Tiefe – der größte Einraumbau der römischen Antike weltweit (die Porta Nigra würde zwei Mal darin Platz finden). In der ehemals goldenen Apsis thronte er in wohlig warmer Umgebung dank der römischen Erfindung eines ausgeklügelten Fußboden- und Wandbeheizungsystems. Der Boden war aus schwarz-weißem Marmor, die Wände ziehrten riesige Mosaiken – ein Prachtsbau für Repräsentationszwecke.

Ein gigantischer Raum mit ausgeklügeltem Heizsystem: Die Konstantinbasilka (© casowi)

Als das römische Reich zerbrach, bediente sich neben den Kurfürsten auch Kaiser Karl V. der Habseligkeiten aus Konstantins Prachtsbau und ließ sie in Aachen in die Kaiserpfalz einbauen. Den Kurfürsten wiederum war das Gebäude zu groß und seine Beheizung zu mühselig – sie bauten zunächst aus der halbrunden Apsis einen Wohnturm und nutzten den Rest der Halle als Pferdestall und Lager. Unmittelbar daneben errichteten sie sich mit der Zeit einen Renaissance-Palast. Später nutzte auch Napoleon Konstantins Hallenreste als Pferdestall, bevor sie weitere 20 Jahre später von den Preußen zum Lazarett umfunktioniert wurden. Schließlich führte Friedrich Wilhelm IV. von Preußen Konstantins Halle seiner heutigen Bestimmung als evangelischer Basilika zu.
Der angrenzende Südflügel des Renaissance-Palasts wurde 200 Jahre später komplett abgerissen und im Barock- bzw. teilweise Rokokostil neu erbaut – bis zum kompletten Bankrott des Kurfürstentums. Noch heute ist hier der Regierungssitz des Bezirks Trier und somit wird dieser Gebäudekomplex seit 1.700 Jahren als Regierungsgebäude genutzt.

Nahezu nahtlos im Übergang: Die Konstantinbasilika und der kurfürstliche Palast. (© casowi)

Der zunächst im Renaissancestil erbaute Palast wurde später wieder abgerissen, um ihn der Mode nach neu im Stile des Barock und Rokoko wieder aufzubauen. (© casowi)

Klein, aber fein: Im Garten des Palasts geht’s idyllisch zu. (© casowi)

Noch mal kurz zurück zu Konstantin, dem Großen: Er beschloss 312 n. Chr. im Mailänder Dekret, Glaubensfreiheit gelten zu lassen. Daraufhin entwickelte sich das Christentum zu voller Blüte, in Trier entstand die größte Kirchenanlage Europas. 882 jedoch fielen die Normannen ein und zerstörten alles innerhalb von vier Tagen. Erst 1035 lässt Poppo von Babenberg alle Trümmersteine einsammeln und den westlichen Teil des Doms damit errichten.
Um die Gangolfskirche am Hauptmarkt in der Höhe ihres Turms zu übertreffen, ließ Kurfürst und Erzbischof Greifenklau später zudem einen gotischen Turm aufsetzen. Auch in der Renaissance und im Barock wurden weitere Kapellen angebaut – so sind in der Peterskirche alle Baustile der vergangenen zwei Jahrtausende vereint.

Innen wie außen ein bunter Stilmix durch mehrere Jahrhunderte: Der Dom St. Peter. (© casowi)

1230 wurde unmittelbar neben dem Dom die erste gotische Kirche Deutschlands, die Liebfrauenkirche erbaut (um auch die weiblichen Christen sozusagen mit zu bedienen) – allerdings von den Gotikspezialisten Frankreichs. Eine Besonderheit: Stellt man sich auf den bronzenen Stern nahe dem Eingang, so kann man alle Apostel auf den zwölf Säulen der Kirche sehen.

Unmittelbar neben St. Peter gelegen: Die gotische Liebfrauenkirche. (© casowi)

Viele der bedeutenden Bauwerke Triers werden während der Illuminale, einem zweitägigen Lichtkunstfestival, das jährlich zum Sommerende stattfindet, von Künstlern neu beleuchtet.
Mal sind es Laser, die die Kaisertherme dramatisch und futuristisch verändern, dann wieder bunte Lichtinstallationen auf dem Südflügel des Palasts oder ein Brunnen, der zur Projektionsfläche eines riesigen Feuers wird. Eindrucksvoll und abwechslungsreich ist’s auf alle Fälle und so ist es kein Wunder, dass Jung und Alt an diesem Wochenende bis spät in die Nacht Triers nächtliche Atmosphäre genießen.

Weinfreunde sollten Kaiser Augustus‘ weiser Entscheidung, den Weinbau an der Mosel zu initiieren, huldigen. Und das funktioniert prima bei einer Weinprobe, wie das Oechsle Wein- und Fischhaus sie täglich anbietet. Mehr als 120 Weine von Mosel, Saar und Ruwer umfasst das Sortiment des Hauses und Einzelpersonen können ebenso wie Gruppen aus verschiedenen Verkostungsangeboten wählen. Charmant werden die einzelnen Winzer und ihre Produkte auch auf Schautafeln im Verkostungsraum vorgestellt und wer sich spontan in den ein oder anderen Tropfen verliebt, kann gleich ein paar Flaschen für zuhause kaufen.

Die Mosel und ihre Weißweine – da ist Genuss garantiert. (© casowi)

Kurzporträts der Winzer und ihrer Weine – eine gute Idee für den Verkostungsraum von Oechsle. (© casowi)

Auch sonst gibt es einiges, was des Genießers Herz erfreut: Neben der Porta Nigra gibt es einen Unverpackt-Laden für alle, die dem Verpackungswahnsinn trotzen wollen, ein Bio-Paradies auf großer Fläche findet sich in der Palaststraße. Köstliche Kuchen und Kleingebäck gibt es im hinreißend traditionellen Café Mohr auf der Fleischstraße, ein großes Burger-Sortiment beim BurgerAMT in der Nagelstraße.
Und dann ist ja da auch noch die Mosel, deren Ufer schnell von der Altstadt aus erreicht sind.

Entlang hübscher Häuser spaziert man auf einem Parkstreifen an die Mosel. (© casowi)

Gemütlich ist wohl das richtige Wort, um eine Bootsfahrt auf der Mosel zu beschreiben: Der Gast sitzt an mehr oder minder langen Tischen (es gibt Komplettsorglospakete für Gruppen), genießt das kulinarische Angebot des Betreibers und erhält ab und an via Lautsprecher einen Informationshappen zu einer vorbeiziehenden Sehenswürdigkeit wie der Mariensäule oder der Römerbrücke. Ein kleines bisschen wähnt man sich wieder in den 1980ern und irgendwie ist das doch auch mal ganz entspannend. Der Blick entlang des Flussverlaufs lässt einen auf dem Sonnendeck sitzend sowieso zur Ruhe kommen, ein paar Schwanenfamilien lassen sich gnädig beobachten, ab und an gackern Gänse im Flug vorbei, irgendwo sitzt immer mal ein Angler, Büsche und Bäume befrieden das Ufer, als gäbe es uns Menschen nicht – mit der Zeit kommt die Seele zur Ruh. Alternativ genießt man unter Deck Käsekuchen, Wiener Würstchen oder auch ein Schöppchen Wein in Gesellschaft der mehr oder minder umfangreichen Familie und hat irgendwie immer ein wenig das Gefühl, sich auf der Geburtstagsfeier einer Tante Ottilie zu befinden. An schönen Tagen lässt sich das Gefühl an Land sicherlich noch in den Uferrestaurants verlängern.

… und schweifen immer weiter und weiter – in aller Seelenruhe. (© casowi)


Ich bedanke mich bei der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH herzlich für die Kooperation. Auf den Inhalt des Artikels wurde kein Einfluss genommen. #RLPerleben #GenussDuell

3 Kommentare

  1. Eine fantastische Stadt. In Kombination mit derartigen Kunstevents noch umso sehenswerter. Ich freue mich schon jetzt, im Herbst wieder da sein zu dürfen.
    Es grüßt freundlich
    Tina

    • casowi sagt

      Ja, das ist sie wirklich: fantastisch und liebenswert. Ich wünsche eine wunderschöne Zeit im Herbst!
      Lieben Gruß, Catharina

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.