Bio, Food, genuss
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Aus dem Alltag eines Durchlauferhitzers. Oder: Public Fasting 1.

2013/0:
Das Posting der Heifasten-Ankündigung gibt Halt, wo diesmal dunkle andere Gefühle vorherrschen.
Ich weiß ja: ich muss gar nix – ich kann nur. Und ich will ja auch.
Und dennoch scheint das Abführen zur Fasteneinleitung diesmal einen gigantisch großen Hemmschuh darzustellen. Ich kenne den Zusammenhang. Er tut weh. Er führt mich an eine Grenze, der ich mich nicht gerne stellen möchte. Und doch weiß ich, wie wichtig es ist, an sie heran zu gehen, um sie letztlich auch zu überwinden. 
So ist mir also übel in dieser Nacht. Ich fühle mich benommen, finde dennoch keinen Schlaf. Halbschlaf.
Dann das 5 Uhr-Klingeln. Jetzt. Jetzt. Jetzt.
Oder doch nicht? 
Doch.
5:15 Uhr. 
Ich hab’s geschafft.
Es hat nur mit mir zu tun. Nicht mit Dir. Denn das war eine ganz andere Geschichte.

2013/1:
Bis 11:30 Uhr geschlafen. Was für ein Luxus. 
Nun also ran an Wasserkrug und Teekanne. Wie immer werden es die Tees von Sonnentor sein, die mich in dieser Zeit begleiten und meinem Gaumen ein wenig Abwechslung bereiten können. Der Waldviertler Fastentee allen voran.
Und diesmal möchte ich das Glas frisch gepressten Gemüsesaft und den halben Teelöffel Honig ab und an ersetzen durch Gula Java Matcha. Sündteuer (400g kosten EUR 59.90) und auch ein wenig gewöhnungsbedürftig im Geschmack, aber eben offensichtlich auch ein guter Radikalfänger und Energielieferant. Gerade köchelt die abendliche Gemüsebrühe ihre zweite Stunde vor sich hin.
Der erste Tag ist also bald bewältigt und somit ein guter Anfang vollbracht.
Und ja: ich weiß wieder, wie ein Durchlauferhitzer sich fühlen dürfte.

SupiSupperl

2013/2:
Früh wach. Kein Hungergefühl – wie angenehm. Aber ich fühle mich schlapp. Arbeite trotzdem ein paar Stunden für’s väterliche Archiv. Bin gereizt und bereit zu Streit. Dann eben mal so. Bei der Abendsuppe plötzlich Bauchschmerzen – unschön, aber nach einer Stunde auch wieder vorbei.
Schon gestern empfand ich meinen Geruchssinn stärker ausgeprägt als sonst – sehr erstaunlich. Heute scheint das Gehör feiner zu sein (was der Wahrnehmung von Mahlers sechster Sinfonie völlig neue Perspektiven eröffnet). Und die Haut kribbelt angenehm.
Die größte Freude: die Trinkerei klappt gut. Möge es so bleiben.

Supperl1

2013/3:
Schlappös. Aber es ist Sonntag und so bin ich eben mal schlappös. Sonnenbaden ist ein gutes Hilfsmittel – ich werde gleich noch schläfriger. Halte mich aber mit Lesen und Wassertrinken wach.
Besser wird’s nach dem Matcha-Getränk, von dem ich so schnell wohl nicht lassen werde (was gut tut, denn der Preis für das Glas wäre dann doch ein wenig zu hoch, um es in zwei Jahren im Container zu entsorgen). Der Geschmack erinnert mich sogar an mein Lieblingsrestaurant in Berlin, das Chén Chè und den klitzekleinen Matchs-Cheesecake dort, den man manchmal gerade noch so schafft.
Die olfaktorischen Wahrnehmungsfähigkeiten werden immer intensiver – momentan ist’s aber ein noch erträgliches Maß.

GuJaMat

2013/4:
Schwindelgefühl am Morgen. Und großes Glücksgefühl beim Zahnarzt. Während dieser meine Zähne auf mögliche Krisenherde feininspiziert, liege ich auf seinem Behandlungsstuhl und spüre…. überaus erstaunlich: Ruhe. Absolute Ruhe und Gelassenheit. Im kompletten Brust- und Bauchraum fließt eine bestechende Ruhewelle hin und her. Verbunden mit dem Wissen, das der Doc seinen Sommerurlaub nicht mit Unterstützung meiner Krankenkasse upgraden können wird.
Nach dem Grabbesuch mit Kerzen-Refill entschließen wir uns spontan zu einer Umrundung des Sees. Es ist nur „die kleine Runde“ und letztlich bin ich auch froh drum, denn der halbe Liter Wasser im Handgepäck hätte die Großrunde nicht adäquat hydrieren können. Nach kurzer Entenbeobachtung im Liegestuhl  geht’s ab nach Hause – und ich bin unendlich froh, den Zündschlüssel in fitere Hände legen zu können. Meine Grenzen zeigt mir mein Körper gerade in aller Deutlichkeit auf.
Machen wir also einfach einen Sommertag draus. Mit Sonne und Wasser im Innen wie im Außen.

LaEnt

2013/5:
Wohlgemut an des Auftraggebers Schreibtisch. Und siehe da: nach ersten Anlaufzweifelini ist sie plötzlich da, die geniale Idee. Die wirklich wirklich geniale Idee! Ha! Mit entsprechendem Elan geht’s also an die Umsetzung. Erste Screenshots bestätigen: das passt auf den Punkt! Nur vergesse ich im Feuereifer des Tastaturgefechts leider  Teetasse und Wasserglas… Insofern war ich erstmals dankbar für die Ruhe des Feierabendverkehrs und eine sonnenwarme Wasserflasche.
Zuhause erdet dann die Pflege der Tomatenpflanzen und allen weiter Blühkrauts. Und das Fastensupperl.
Was allerdings heute echt schwer fiel: der Blick auf Brezn. Alles andere tut nicht weh – weder optisch noch olfaktorisch.

Pomoblüten

2013/6:
Früh wach. Es fühlt sich alles so normal an in der Zwischenzeit.
Nur schleicht sich beim Arbeiten leider immer wieder die Vergesslichkeit des Trinkens ein. Einen Trink-Alarm einzustellen, erscheint mir doch ein bissl albern – das muss auch so zu schaffen sein.
Nachmittags dann der Hardcore-Test: Der Einkauf für allerlei Handwerker und morgigen Familienbesuch. Eis eingeschlossen. Was ja nun gar kein Thema ist, da ich heute erstmals ein Viertel des Matchs-Getränks eingefroren habe. Natürlich gibt es Köstlicheres, aber für den Sommerfastenden ist’s eine prima Erfrischung. Und weil das Wassertrinken dann auf die Dauer auch ein wenig eintönig ist, durfte heute mal eine Himbeere ein wenig aromatisieren. Auch wenn es hart ist, sie dann wegzuwerfen.

LaBeerDeHim

2013/7:
Uff – das Tempo, in dem mein Körper gerade loslässt, was er nicht mehr benötigt, ist atemberaubend. Mir geht’s fast ein bissl zu rasant: 6,5 kg in sechs Tagen abzugeben ist sehr anstrengend. Dennoch fühlt es sich richtig an und der Körper ist fit, auch wenn mich Schlappheit quält.
Dennoch auf in die Aktivität und erstmal den Familiengrabstein vom Algen- und Moosbewuchs befreit (immerhin ist’s heute ein kühlerer Tag). Wasserkastenschleppereien zähle ich heute auch mal als Sport. Die Feinkost-Italienerin spricht mich diskret (und mit einem Augenzwinkern) an: „La vedo bene, Signora!“. Hoppala, ist doch auch schon ein optischer Unterschied wahrnehmbar?
Schwimmen.
Gartenarbeiten genossen. Das erdet.
Familienbesuch. Was nicht stört: Eis, Apfelkuchen, Erdbeeren. Härter wird’s dann schon bei Spaghetti mit Trüffelbutter und Salat – diese Aromen sind schon sehr verlockend. Aber gut: irgendwann finden sie auch an meinem Gaumen wieder volle Entfaltungsmöglichkeiten. Und ich hab ja meine Fastensuppe.
Später am Abend wird der Magen munter und zeigt, dass er offensichtlich sauer ist. War der Rest Suppe nicht mehr ganz in Ordnung? Blöde, diese Schmerzen. Doch noch einen Tee?

FaTee

2013/8:
Um 4.30 Uhr wach – wie überflüssig. Dann klappt’s aber doch noch mal mit einem Nachschlag Schlaf und der ist auch wirklich vonnöten.
Zum Glück kein weiterer Gewichtsverlust. Der Körper soll ja von Herzen gerne rauswerfen, was er nicht mehr benötigt, aber bitte nicht im bisherigen Affentempo.
Die Textarbeiten gelingen bestens. Danach dann allerdings schwindet die Energie. Rapide. Vielleicht ist heute der diesmalige „Tag 3“ mit seinem Fastentief? Fühlt sich ganz so an. Also nachmittags Ruhephase mit Buch im Garten. Und dennoch fehlt mir abends fast die Kraft, den großen Pott Suppe abzuseihen in den kleinen Brühe-Topf. Reine Verstandesentscheidung also, mir doch noch einen Teller einzuverleiben.
Also früh ab ins Bett.

FarbendSommers

2013/9:
Samstagsmegaeingekaufe, denn für morgen hat sich Großbesuch angekündigt.
Grabpflege – endlich mal ohne Schneckenbeseitigungsaktionen. Und zuhause dann gleich weiter mit der Pflanzenbetüdelung. Ich mag das inzwischen sehr – es hat (wie Bügeln) etwas sehr Meditatives.
Und am Nachmittag gibt’s wieder Sonne auf den Körper, damit auch das Außen sich wohl fühlen kann, wenn es dem Innen schon besser geht. Die „körperliche Ertüchtigung“ habe ich heute auf Aquagymnastik konzentriert – bei den Temperaturen ist’s einfach sinnstiftend.

Schwumm

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fasziniert von Menschen und deren Geschichten, Reisen, Wein, Food, Musik, Sprachen und einigem mehr. Beruflich zertifizierter Business Coach, Introvision Coach sowie Konfliktmoderatorin.

2 Kommentare

  1. Sei Göttlich sagt

    Wunderbare Sommerkurzgeschichten… herrlich… wann gibt’s mehr?

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