Ich habe ein zweispältiges Verhältnis zu Winter und Schnee: An Strahletagen öffnet sich mein Herz und juchzt bei einem Spaziergang auf frischem, vor Kälte knirschenden Schnee, am besten entlang eines zugefrorenen Weihers oder anfrierenden Sees. An ekelpseudokalten Grauesgrau-Tagen mit Rumgeniesel und Spritzmatschgepfütze in der Stadt trübt sich jedoch auch meine Sommerkind-Seele rasch ein.
Umso schöner also, dass ich Mitte Januar für einige Tage von der Fundación Turismo Palma de Mallorca eingeladen war, die Inselhauptstadt kennenzulernen. Vor zwölf Jahren hatte ich Mallorca erstmals besucht − damals eher als Verlegenheitslösung, weil ich einen geplanten Taiwan-Besuch bei Freunden aufgrund der damaligen SARS-Epidemie kurzfristig absagen, dennoch aber im März meinen Resturlaub abfeiern musste. Damals wohnte ich auf der Bio-Finca Son Pons in Búger in der Inselmitte und verbrachte bei meinen Erkundungstouren über die Insel nur einen Nachmittag in Palma. Die Insel verfügt über wunderschöne Städtchen und Landschaften. Schwer verliebt hatte ich mich damals in den jahreszeitlich bedingt leeren Strand von Formentor − schockiert war ich von den Ferienvollzugsanstalten, die im März noch verwaist auf ihre sommerlichen Sangria-Klischee-Gäste warteten.
#Palma365 lautete das Motto der Reise, die nun über Tradition, Kultur und Genuss vermitteln wollte, dass Palma durchaus ein Ganzjahres-Reiseziel ist. Und ja: das stimmt. Allein schon die unzähligen Shopping-Möglichkeiten (die im Januar auch mit reduzierten Schnäppchenpreisen locken) und kleinen Cafés bieten Kurzurlaubern hübsche Alltagsfluchten beim Flanieren durch die Altstadt. Palma hat jedoch auch sonst jede Menge zu bieten. So gibt es auch hier Bauten aus der Zeit des Modernisme, für den Barcelona so bekannt ist.
Im geschichtlichen Schnelldurchlauf seien die Römer, Araber, Aragonier und schließlich das Königreich von Mallorca genannt, das allerdings nach knapp 60 Jahren wieder an das Haus von Aragon zurückfiel. Sie alle hinterließen ihre Spuren und so ist heute neben dem Museum für zeitgenössische Kunst, Es Baluard, noch zu sehen, wie römische und maurische Stadtmauern zumindest jetzt einträchtig nebeneinander stehen.
Das Es Baluard wurde 2004 am Rande der Altstadt auf dem Gelände des ehemaligen Bollwerks errichtet und ist überaus sehenswert. Neben zahlreichen Exponaten von Joan Miró (der eine Mallorquinerin ehelichte und lange Jahre auf der Insel lebte), Keramiken von Pablo Picasso sowie Gemälden von Modigliani und Calder sind auch Maler der Insel und Kataloniens vertreten.
Architektonisch präsentiert sich das Museum licht und barrierefreundlich: Auf langen Rampen wandelt es sich aus den Ausstellungsräumen hinauf zu den Skulpturen der Dachgärten und zum Blick aller Blicke über Palma de Mallorca.
Was hier nicht nur über Palmen, sondern vielmehr der ganzen Stadt thront, wird La Seu genannt und ist eine der größten gotischen Kathedralen der Welt. Sie wurde ab 1230 auf dem Fundament einer Moschee gebaut − der 1904 von Antoni Gaudí im Baldachin verwendete Teppich soll noch aus ihr stammen. Innen kann man einen Schnelldurchlauf durch unterschiedlichste Stilepochen von Spätgotik über Renaissance, Manierismus, Barock und Klassizismus bis hin zum Modernisme und zeitgenössischem Gestalten erleben: Nahezu jede Fensternische wurde im Laufe der Jahrhunderte mit einem Seitenaltar verbaut. Die vordere Rosette ist die weltweit größte − jeweils am 11. 11. und 2.2. des Jahres fällt in den Morgenstunden ihr Licht genau auf die Wand unterhalb der hinteren Rosette, so dass sich das Bild der Zahl Acht, Symbol der Unendlichkeit Gottes, abzeichnet. Den Altar des rechten Seitenschiffs gestaltete erst vor ein paar Jahren der mallorquinische Künstler Marcelo Barceló mit Keramiken zum Thema „Brot und Fische“.
Für Opern- oder Ballettliebhaber lohnt sich der Besuch einer Vorstellung im Teatre Principal. Ich sah dort eine abwechslungsreiche, wirklich gute Inszenierung von Alice im Wunderland − mit Beginn um 18 Uhr und der Dauer von 90 Minuten ein gelungener Start in einen dieser wunderbar langen Abende in Palma, der für viele in einer Gin-Bar endet.
Im Januar ziert um die Zeit der Feste Correfoc und San Sebastiá die Weihnachtsbeleuchtung noch das nächtliche Palma − an manchen Ecken fast ein wenig kitschig, aber dennoch wunderschön anzuschauen.
Kulinarische Verlockungen gibt es viele − von der süßen Ensaimada über Tapas und winterliche Eintöpfe zu Fisch- oder Fleischgerichten wie Pica-Pica und Ceviche und himmlischen Desserts.
Ebenso wie Infos zu den beiden großen Festen des Monats Januar findet Ihr einige Tipps für Restaurants und Hotels in meinem Bericht auf Travel on Toast. Zusätzlich möchte ich gerne die charmante, historisch und kunsthistorisch versierte, deutsch- und englischsprachige Stadtführerin Maite Aparicio empfehlen, die Ihr unter maiteaparicio(at)gmail.com kontaktieren könnt.
Palma de Mallorca hat mich daran erinnert, wie erfrischend ein dreitägiger Kurzurlaub ist − gefühlt war ich deutlich länger und weiter weg vom Grauesgrau Winterdeutschlands. Ich will in der Zukunft versuchen, mir ein paar Mal im Jahr eine kleine Flucht in wärmere Gefilde zu gönnen. Was neben der kurzen Flugzeit und fairen Preisen die Entscheidung erleichtern dürfte: Doris Schuppe, eine Münchner Freundin, die im Herbst nach Mallorca umzog, wird in wenigen Wochen gemeinsam mit ihrem Mann den „Rayaworx Coworking und Meeting Space“ eröffnen. Ich hatte vor dem Rückflug noch ein paar Stunden Zeit und eilte neugierig nach Santanyí , wo ich dem historischen Moment der Vertragsunterzeichnung für die Räumlichkeiten beiwohnen durfte. Natürlich haben die beiden mir auch gleich ihre neue berufliche Heimat gezeigt, in der schon intensiv umgebaut und neu gestaltet wird. Auf ihrem Blog könnt Ihr verfolgen, ab wann Ihr Euch und Eure Laptops im klimatisch überaus begünstigten, liebenswerten und entspannten Südosten Mallorcas bei Rayaworx zum Arbeiten stunden-, tage- oder monatsweise einmieten könnt. Dass die beiden wunderbare Gastgeber sind, ahnte ich lange und weiß es nun aus eigener Erfahrung. Ich werde das „Coworken auf Malle“ sicher bald mal ausprobieren!
Übrigens: Beim Besuch in Santanyí erspähte ich direkt gegenüber von Rayaworx die erste offene Mandelblüte des Jahres!
Es beginnt zu frühlingen!
Ich bedanke mich bei Passion for Palma für die Einladung und bei Rayaworx für einen tollen Nachmittag.