(un)sinniges, reise
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Volvo taugt. Was und mir.

Ich bin niemand, der seinem Auto einen Namen gibt. Es ist nichts auch nur annähernd Heiliges – es wird nicht im Turnus gewaschen, gewienert und geamorallt. Und nie hatte ein Duftbäumchen auch nur den Hauch einer Chance, seinen Baumeleien an meinem Rückspiegel zu frönen.
Natürlich ärgert mich die Unachtsamkeit Dritter, wenn sie mir in einer Parklücke ihre Tür in die Seite gerammt haben und anonym eine Dulle nebst Kratzer hinterlassen. Einen mittleren Nervenzusammenbruch löst das bei mir allerdings nicht aus. Ein Auto ist für mich ein Gebrauchsgegenstand, der das Auge zwar nicht beleidigen sollte, bei dem Sicherheit, Spritverbrauch und ein paar sonstige Parameter aber im Vordergrund stehen.

Und doch fiel es mir in den vergangenen Monaten schwer, mich auf den Verkauf meines Autos einzustellen. Immerhin war mein Volvo V40 ganze 15 Jahre lang neben einigen Freunden aus der Urzeit die einzig wirkliche Konstante in meinem Leben. Er war mir Heimat im unbekannten Hamburg, bevor ich dort meine Wohnung beziehen konnte, und half mir, die neue Umgebung zu erkunden. Und seit 13 Jahren trug er nun als Reminiszenz das M-HH-Kennzeichen. Viele Menschen nahmen im Laufe der Jahre auf dem Beifahrersitz Platz, manche nur sporadisch, andere blieben in meinem Leben und werden auch das Nachfolgemodell kennen lernen. Auch die integrierten Kindersitze kamen immer wieder zum Einsatz (und ich fand es immer positiv, dass man auch die Kopfstützen für die Kinderbedürfnisse im Handumdrehen anpassen kann – das ist einfach mitgedacht von Volvo). Der Wagen fuhr fünf verschiedenen Job-Destinationen an und beherbergte diverse Arbeitsmaterialien von Eiscreme-Boxen und Flipchart-Ergebnissen, Punktekarten, Bücherstapeln bis hin zu Weinkartons. Sportequipment unterschiedlichster Art fand darin Platz ebenso wie Koffer oder Reisetaschen mit verschiedenen Moderichtungen aus zwei Jahrzehnten (es wäre sicherlich amüsant und aufschlussreich, heute noch mal einen Blick auf die Inhalte werfen zu können – vielleicht wird das ja mal ein Fotoprojekt). Und sicherlich unvorstellbar, wie viele Lebensmittel und sonstige Alltagseinkäufe ich wohl in all diesen Jahren im Kofferraum transportiert haben mag! Das Cassettendeck (bis heute!) dudelte unzählige Hits und Klassiker und ich möchte nicht wissen, vor wie vielen Staukilometern und Blitzern dieses Radio mich gewarnt hat. Das prähistorische Nokia, das in die Freisprechanlage passt, hat sicher auch schon zehn Jahre auf dem Buckel und musste sich so manches anhören.

Volvo zu fahren hieß für mich in all diesen Jahren auch: Keine Unfälle, keine Pannen. Nur zweimal ging nichts mehr – beide Male lag es an der Batterie. Vor zwei Jahren gab es neue Reifen, letztes Jahr mussten die Bremsen erneuert und eine Sicherung ausgetauscht werden. Sonst nix, nada, niente! Als mich letztes Jahr ein mir neues Geräusch zu einer kurzen Testfahrt mit dem Werkstattleiter brachte, meinte dieser mit Blick auf den Tacho: „Jetzad ham’s eahm fei langsam eigfahrn.“ Und nun machte das Fahrerfenster bei Kälte ab und an schlapp. Aber ein paar Hübe Silikonspray genügten, um es wieder glatt laufen zu lassen. TÜV? Ohne Probleme. Verbrauch: auf der Autobahn auch mal unter 6 Liter, in der Stadt 8 Liter.

Nun ist er doch weg. Verkauft. Und es freut mich , dass der Freund, der sich heute für ihn entschied, sich bei der Probefahrt umgehend vertraut fühlte. Möge er viele weitere Jahre mit dem V40 genießen können.

Volvo hat übrigens nicht nur mich überzeugt – mein Vater war in den 1980er Jahren von BMW auf Volvo umgestiegen und blieb dabei.
Und so werde ich nun sein letztes Modell, einen V50, weiter fahren.
Vielleicht schaffen wir es ja auch so lange Zeit…

vov40

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in: (un)sinniges, reise

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fasziniert von Menschen und deren Geschichten, Reisen, Wein, Food, Musik, Sprachen und einigem mehr. Beruflich Business Coach, Konfliktmoderatorin und PR-Dozentin.

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