Wann, wo und wie genau es begann – ich kann es selten benennen. Bei der Liebe nicht und ebenso bei der Musik.
In diesem Falle gibt es allerdings doch ein paar klitzekleine Einstiegserinnerungen. Es war 2003 und ich wohnte in Haidhausen. In einer wunderschönen, lichten Wohnung mit Blick über die Dächer einiger dort so typischer Herbergshäuser. Und mit Kabelfernsehen, in dem auch RAI 1 für den kleinen Italienurlaub nach dem Arbeitstag sorgte. Ähnlich wie später hierzulande #USFO sorgt in Italien Jahr für Jahr das Festival di San Remo für entsprechende mediale Mehr- oder Minderbegeisterung. Den 3. Preis im offiziellen Ranking belegte damals ein bis dato unbekannter Künstler aus Kalabrien: Sergio Cammariere. „Alles, wovon ein Mann träumen kann“ lautete sein Lied, für das er auch den Kritikerpreis des Festivals erhielt. Ein herrlich italodramatisch frauenherzbetörender Text wie „Alles, was ein Mann machen kann – für Dich werde ich es tun“ oder „Ohne Dich lebe ich nicht – denn mir fehlt die Luft zum Atmen, wenn Du gehst“ und auch „Es gibt eine Zeit für die Liebe – auch wenn ich es Dir nicht erklären kann“. Nun ja – das erwarten wir ja wohl auch ein bissl von italienischen Liedern.
Hier die Version mit Cammarieres Langzeit-Trompeter Fabrizio Bossi:
Nun – die Texte waren es nicht, die mich den so typisch untypischen Italiener folgen ließen. Ich mag seine Mischung aus Jazz, Bossanova, italienischer Liedermacherei und auch die Ausflüge in den Pop. Einer meiner Favourites ist Niente – kein wirklich großer Hit, aber da ist’s wirklich ein wunderbarer Text. „Ich will nichts sagen. Aber das Nichts spricht mehr als ich.“ Und die letzte Zeile: „Die Liebe ist rot. Wie das Meer. Aber das Meer ist blau.“ Es passte damals so perfide.
Meistens singt er – es gibt aber auch reine Instrumentalstücke:
Cammariere und seine treuen Musikermannen sind in Deutschland recht unbekannt – die Tourwahrscheinlichkeit geht also gegen Null. Das einzige mir bislang bekannte Konzert hierzulande fand 2007 im Rahmen eines Jazzfestivals in Wolfsburg statt. Troppo lontano. Und auch „nur“ a due – nein, wenn schon, dann in Vollbesetzung.
Und deshalb reiste ich nun nach bella, ma fredda Italia und war am 14. April in Padova dabei. Nachdem ich – sonst ein Ortstrüffelschwein – verzweifelnd eine gute halbe Stunde die nicht ums Verrecken ausgeschilderte oder im Navi benannte, wenn auch angeblich nur 5 Minuten entfernte Halle eines atmenden Schuhherstellers suchen musste. Vaffanculo – la strada al Gran Teatro Geox non era spiegata oder indicata! Aber nachdem l’amore sich ja gemäß Sergio Cammariere auch nicht erklären läßt, sich aber doch bekanntermaßen zumeist ihren Weg bahnt, betrat schließlich zu genau diesem Lied eine glücksstrahlende casowi die Halle. Exakt zum für mich aktuell so zutreffenden Refrain (von R. Kunstler):
E volando superando i monti
Verso cieli bianchi di libertà
E volando finchè tutto il mondo
Solamente un punto sembrerà.
Da! Ich! Am Beginn meines neuen Lebensabschnitts. Im Veneto, der alten Heimat. Für Musik, die mich lange Jahre begleitet. In einer Sprache, in der ich mich unendlich daheim fühle. Mit Top-Musikern, genial spaßigen Improvisationen zu Viertönern aus dem Publikum, den kleinen und den großen Hits, bei guter Akustik und mit einem völlig entspannten Publikum.
Und dem tiefen inneren Wissen: Musik ist wie Liebe. Sie erwischt Dich und Du tauchst ein in die Gefühle, die sie in Dir weckt. Lass Dich fallen und genieße! Mehr muss gar nicht sein.
Und weil heutzutage ja immer irgendeiner sein Cellulare hochhält, bleibt auch die filmische Erinnerung an genau diesen Abend. Mitico!
Alla prossima, Sergio!
Ci sarò!
Liebe Catharina,
danke für den Tipp!
Gefällt mir gut – den muss ich auch haben – auf CD natürlich …
…das freut mich sehr!
Wir können ja mal cappuccinierend über ihn und seine Musik sinnieren – demnächst.
Sarebbe un grande piacere!
Anche per me! A presto …
wär schön!