Ich dachte zunächst an einen vorgezogenen Aprilscherz, als ich Ende März von einem kostenlosen zweiteiligen Jodelkurs mit anschließender Abschlusswanderung in der Zeitung las. Und an Loriot.
Ja. Und dann hab ich doch eine Mail mit einem zugegebenermaßen leicht anbiedernden „Grüß Gott – ich als echte Münchnerin möchte narrisch gerne das Jodeln erlernen…“-Text verfasst. Ich hielt’s für besser, enthielt der Artikel doch bereits den Hinweis darauf, dass Wiederholungstäter leider aufgrund von Platzmangels ausgeschlossen seien und die Zahl der Kursteilnehmer ohnehin limitiert. Und siehe da: es folgte eine Bestätigung, versehen mit dem Hinweis, dass die Teilnahme schon bitte an beiden Abenden zu gewährleisten sei. Prima – dafür hab ich sogar mein Berliner Coaching-Peergroup-Meeting abgesagt. In fröhlich loriotischer Erwartung einer ausgelassen jodelnden Biergroup-Zusammenkunft.
Kurz vor dem Hofbräuhaus sprach dann doch noch der kleine innere Feigling (this is not a Schleichwerbung – des Zeig hob i no nia ned drunga und i glaab, i wear’s a ned nuntaschwoam) zu mir und gab freundlich entmutigende Hinweise wie „Du Depp – wieso gehst Du da allein hin? Die anderen kommen sicher zuhauf in Gruppen. In Bussen aus Rosenheim und Tölz!“ oder „Jessas – a Obstler wär jetzad a koa schlechte Idee ned. Na singt ma glei inbrünstiger!“ Bis hin zu: „A geh – de Käitn und da Regn vo Padua letzte Woch steckt da no a so im Hois – bessa is, Du gehst hoam und legst Di in Dei Bettstatt nei.“ Und dann überwand ich the inner pigdog und erklomm doch das Erkerzimmer.
Tja. Und dann war ich so begeistert von meinem Mut, dass ich oben glatt einen überraschungsanwesenden Ex-Kollegen begrüßungsgebusselt hab, was mir sicherlich vor drei Monaten noch nicht so wirklich in den Sinn gekommen wäre. Aber mei – gschadt hat’s neamd und mia lebn beide no. Und i hob mi wirkli gfrei, eahm zum Sehn.
Schüchterne Platzwechsel (von Co-Veranstalterin zu Fotografensbegleiterin zum Weißbier-Mo). Blicke durch die Runde. Vui Leit. Vui junge Leit. Die Frauenquote lag bei gefühlten 80 Prozent. Kein Dirndl und keine Lederhose nicht. Also auch kein „I-bin-so-narrisch-boarisch“-Angebiedere. Durchaus auch landesunübliches Idiom. Eine Asiatin.
Und unsere beiden Jodellehrer – quotenmäßig perfekt aufgeteilt. Ois, was ma wissn muaß, findt’s hier zum Lesen. Gleich ging’s mitten rein ins Vergnügen! Die ersten Textschwierigkeiten waren schnell vergessen. Und nach gut einer Stunde gaben wir coram publico internationalo im Treppenhaus des Hofbräuhauses die erste öffentliche Kostprobe unseres frisch erworbenen Kehlkopflautwissens. Und gar nicht schlecht (gut – die Innenstadt ist nun wirklich ungezieferfrei). Wenn die Technik es erlauberte, gäbe es hier nun eine Kostprobe. So bleibt sie Neugierigen bei persönlichen Treffen vorbehalten (hat aber doch auch was, oder – der Link ins RL).
Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung am kommenden Mittwoch (auch wenn da Champions League… ). Und auf die Jodelwanderung, deren Ort und Termin niemalsnienicht verraten werden dürfen (weil das sogar für die Offiziellen der Stadt München richtig viel Arbeit bedeutet, alle notwendigen Genehmigungen zu erhalten).
Ich erwäge sogar, weitere Jodelfortsetzungsmöglichkeiten zu recherchieren. Weil’s einfach Teil unserer Kultur und zudem a echte Gaudi ist. Und ich ohnehin gerne mit anderen singerte. Und sowohl Loriot (er verzeihe es mir!) als auch die Hellwig-Sistas völlig in Vergessenheit gerieten.
Eines ist jedoch schon jetzt gewiss: mein aufrichtiger Dank an das Kulturreferat des Stadt München, die Veranstaltungen wie diese hochprofessionell auf die Beine stellen. Kostenlos für die Teilnehmer. Darauf einen Dankesjodler!