In der eigenen Stadt. Drei Ausstellungen. An einem Strahletag.
Wir sind wohl doch verrückt. Aber es musste sein – uns war danach.
Start also bei den Frauen in der Pinakothek der Moderne. Picasso – Beckmann – De Kooning. Rund 90 Frauenbildnisse. Sanfte, wilde, zarte, kraftvolle, aufgelöste, lockende, laute, in sich ruhende, provokante, wilde Frauen. Die viele Menschen anziehen – zu viele. Ich werde also an einem Wochentag wiederkommen, um die Bilder noch mal in Ruhe auf mich wirken lassen zu können. Und vorher sicher einen ausgiebigen Blick auf die in gut zwei Wochen erscheinende App werfen. Beckmanns Schwarztöne bereiten mir immer wieder Schmerzen, de Kooning ist mir hier der Frischegeber. Und Picasso wirkt diesmal wie ein langjährig vertrauter Onkel – die früheren Fragezeichen sind längst gewichen.
Vorbritische Zäsur mit beloved Ayurveda Tea im Café Klenze – der letzten Fastenzeitwoche geschuldet leider ohne Köstlichkuchen. Dennoch: ausatmen.
Denn mit George Stubbs in der Neuen Pinakothek wechseln wir abrupt Thema und Jahrhundert. Ein Zeichner und Portraitist, der seine Nische entdeckte und sie erfolgreich besetzte. Fferde. Horses. Die Anatomie des Pferdes – sehr beeindruckend, gerade auch für mich als Ex-Medizinerin und Nie-Pferdenärrin. Wundervolle Tierportraits – neben Pferden auch Hunde, Löwen, Tiger, Geparden – Radierungen, Ölgemälde, Kupferstiche.
Und unvermutete lorioteske Momente bei den Portraits – danke auch hierfür!
Nach Frauen und Pferden entsteht das Bedürfnis, sich auch polythematischen Werken zu widmen. Hodlernden Männern, zum Beispiel.
Ebenso Seerosen, dreiarmigen Büglerinnen, Otto von Bismarck und Professor Sauerbruch, dem Fichtendickicht sowie Pan im Schilf, Frühstücks- und Picknicksituationen, Rom-Ansichten und Sonnenblumen.
Wieder ausschütteln. Pause. Rundes im Eckigen wirken lassen.
Und uns.
Frühlingsgenussspaziergang zum nächsten Kunsttempel.
Im Kunstbau gibt’s seit gestern Marcel Duchamp in München zu sehen. Er weilte 1912 kurz in München. Kurz. Sehr kurz. Verwirrend wenige Exponate also. Dafür Unmengen von Sitzgelegenheiten. Stuhlkombinationen der guten Art. Dennoch: die Ausstellung hinterläßt Fragezeichen. „Mein Aufenthalt in München war der Ort meiner völligen Befreiung“, notierte Duchamp offensichtlich. „Akt, eine Treppe herabsteigend, Nr. 2.“ Ja. Klar – ein bedeutendes Werk. Vielleicht war es die Fülle der Bilder und Besucher bei den „Frauen“ vorher. Vielleicht verstört uns die Übersichtlichkeit und befreite Leere des Kunstbaus deshalb. Der Blick ins Gästebuch verrät jedoch, dass nicht allein wir das so empfinden. Vielleicht wirkt es nach. Vielleicht werde ich auch diese Ausstellung erneut besuchen müssen, um sie ganz zu verstehen. Mal sehen.
Vielleicht war sie aber auch unser Aprilscherz heute.