I Colli Euganei hatten via Italienische Handelskammer München in die Osteria http://www.der-katzlmacher.de/ gerufen.
Und weil’s dort gut schmeckt, kamen viele.
Alte und ganz alte Gesichter, natürlich auch ein paar jüngere und unbekannte.
Und die Italiener, natürlich.
Antonio del Santo heißt der Präsident des Weinverbandes der Region.
Passender geht’s nicht, wenn man aus Padua stammt.
Die euganeischen Hügel (sicherlich bekannter als „die Hügel bei Abano Terme“) machen wirklich keinen Hehl aus ihrem Hügeldasein – mit bissl über 600 m kann man sich aber in der Region Veneto, zwischen dem schönen und traditionsreichen Padua, der Poebene und der Adria auch richtig erhaben fühlen.
Padua birgt einen ungeheuren Schatz: die Cappella degli Scrovegni mit den wunderbaren Fresken Giottos. http://www.cappelladegliscrovegni.it/galleria.htm
Im anatomischen Theater-Saal der Universität wurden zu einer Zeit (Ende 16. Jhdt) Sektionen vorgenommen, in der dies noch strikt verboten war – ein doppelter Boden ermöglichte den Professoren die rasche vorübergehende „Entsorgung“ des Präparates. Wobei die Inspektoren vermutlich auch damals nicht alle an Stockschnupfen leiden konnten.
Heute abend ging es jedoch nicht um Leichen im Keller, sondern vielmehr um Kellerschätze, die bisher ihrer Entdeckung harrten.
Auch mir als gefühlter Halb-Veneterin sagte der Serprino nichts. Gar nichts. Auch nicht beim ersten Schluck im Glas. Mit Bollicine, also als Schaumwein. Das lag vor allem daran, dass es ein 2006er war. Da hatte sich die Säure schon gen woauchimmerhin verflüchtigt. Anders kam dann der 2009er von Il Pianzio daher: hellgelb, dezenter Apfel in der Nase, frisch, spritzig, trocken – ein harmlos fröhlicher, netter Sommerwein. Wie Prosecco eben ist (denn Serprino ist nichts anderes als ein Prosecco-Klon, der auf und an den Euganeischen Hügeln wächst).
Mai sentito prima – man lernt ja nie aus.
Als Antipasto gab’s – einfach, aber bei guter Qualität immer überzeugend – rohen Schinken. Und meinen großen Winterliebling Radicchio Tardivo di Treviso, diesmal süßsauer eingelegt.
Das Risotto mit Zucchiniblüten in einer Schale aus dem regionalen Käseklassiker Monte Veronese war recht gehaltvoll, aber perfekt abgeschmeckt und einfach hinreißend risottierend nach einem langen katen Winter. Dazu gab’s einen biologischen Biancone DOC der Azienda Agr. Biologica alla Costiera. Das erste Glas hatte einen erdigen Muffton und leichten Kork – gut, dass wir wirklich noch nach einem zweiten gebeten hatten, denn darin offenbarten sich der Nase dann Orangenblüten (Frühlingsboten pur bei diesem Schietwetter!) und im Mund eine sehr angenehme Bittermandelnote. Biancone ist in diesem Fall keine Rebsorte, sondern bezeichnet vielmehr den kalkhaltigen Boden vulkanischen Ursprungs, auf dem die verwendeten Rebsorten wachsen. Ganz genau haben wir die Zusammensetzung der Cuvee nicht erfahren, die Lokalmatadoren Garganega und Moscato Giallo waren jedoch unüberriechbar dabei.
Zum gefüllten Perlhuhn gab’s einen typisch extraweichen 2006er Merlot Riserva DOC von Salvan. Einfach, dadurch ehrlich und gut. Im Veneto kann man mit dieser Rebsorte noch umgehen, ohne sich internationalisierender Methoden befleißigen zu müssen. Passte gut zum Essen.
Dann die erste Gabel der Crema fritta mit Orangensauce: Kindheitserinnerung pur! Genau so roch und schmeckte der Biss in ein mit Crema gefülltes Brioche! Ein Biss – und ich wusste wieder, wie sich das Alter „neun Jahre“ anfühlt.
Mit dem kleinen Unterschied, dass es damals zum Brioche keinen Fior d’Arancio Passito DOC (Villa Sceriman) dazu gab. Der als Moscato Giallo vor allem eines ist: Moscato-süß. Gut, aber richtig richtig richtig süß.
Eingebettet wurden die Euganeischen Hügelgenüße in eine erwartungsgemäß nicht immer bierernste Tischrunde.
Special thanks hierfür insbesondere an Anja und Thilo.
Der Temporär-am-Tisch-Award für Gespräche über Facebook, Twitter und Co. geht an Gundula und Francesca.
Das Katzlmacher-Team sollte man schon für sein Serviettenband lieb haben…
Na, da ist er doch, mein erster Artikel für’s Presseclipping!! 🙂 Danke.