„Butter wird schon wieder billiger“, lese ich in der Welt Kompakt vom 1.2.2010. Und: „Der Preis für das 250-Gramm-Päckchen Butter sinke von 99 Cent auf 80 Cent.“
250 g Butter für 80 Cent.
Das bedeutet also: 1 g Butter muss uns nicht mehr wert sein als 0,32 Cent.
Nullkommazweiunddreißig Cent pro Gramm.
Für mich eine Rechnung, die nicht wirklich aufgehen kann.
Wieviele Menschen sind eigentlich daran beteiligt, bis ein Päckchen Butter für 80 Cent in einem Kühlschrank landet? Da wäre ja zunächst der Milchbauer. Der muss seine Tiere füttern, sie unterstellen, den Stall reinigen und ab und an auch beheizen, die Melkanlage anschaffen und warten, sie betreiben, die Milch in irgendwelchen Behältern auffangen, die ja auch mal von irgendwem gefertigt wurden. Das alles kostet Geld. Und Zeit. Die Arbeitszeit des Bauern.
Nächster Schritt: Die Milch wird von einer Großmolkerei abgeholt und in deren Gebäude transportiert. Mittels eines Kühlfahrzeugs, das auch nicht von selbst fährt. Wieder also: Anschaffungskosten, Haltungskosten, Spritkosten sowie natürlich die Lohnkosten des Fahrers.
Nun wird die Milch also gebuttert. In einem Gebäude und mit vielen Maschinen, die wiederum von sachkundigem Personal gesteuert und gewartet werden müssen. Kostet das nichts? Das Abpacken in einer gestalteten und entsprechend bedruckten, lebensmittelechten Schutzfolie, das Verpacken in Umkartons, all die Warenlogistik, die nun in der Folge die Nachvollziehbarkeit von Produktionsort und -zeitpunkt sowie die Mindesthaltbarkeit gewährleisten wird. Die Anlieferung der Butter im Discounter-Warenlager, nachfolgend beim eigentlichen Markt, das Einstapeln der Kartons, die Kassenkraft, die die Butter über den Scanner zieht (in dessen System ja auch mal von irgendwem die Information „diese Butter kostet 80 Cent pro 250g“ hinterlegt werden muss!) – das alles verursacht Kosten.
Und selbstverständlich muss bitte in all dieser Zeit die einwandfreie Einhaltung der Kühlkette gewährleistet sein. Energiekosten gibt’s also auch noch.
Nun liegt sie also im Kühlschrank, die 80 Cent-Butter.
Und wandert grammweise auf ein Brot, in eine Pfanne oder in einen Topf.
Für 0,32 Cent pro Gramm soll sie uns also schmecken.
Und natürlich von guter Qualität sein.
Mir bleibt da leider der Bissen im Hals stecken.
80 Cent für ein halbes Pfund Butter – das ist doch ein Hohn.
Gegenüber all jenen, die ihren Beitrag bis zum fertigen Päckchen Butter geleistet haben.
Ja – richtig: es gibt viele Menschen, die jeden Cent umdrehen müssen und sich deshalb über jede Preissenkung freuen. Keine Frage. Ich habe großen Respekt vor jedem, der es meistert, sich und seine Familie mit sehr wenig Geld noch gut und ausgewogen zu ernähren. Darum geht es hier nicht.
Es geht mir um die vielen, die es sich durchaus leisten könnten, der Arbeit derjenigen, die diese 250g Butter produziert haben, ein wenig mehr Respekt zu zollen. Indem sie nicht hochclever ein Schnäppchen nach dem nächsten ausbaldowern, sondern einfach auch mal gute Qualität und gute Leistung honorieren.
Ich bin jemand, der sich dies leisten kann. Und es gerne tut.
Weil es mir wichtig ist.
Gerade bei den Alltäglichkeiten des Lebens wie es ein Päckchen Butter heutzutage und hierzulande eben ist.