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Zeit ist bunt. Oder: Das Hippiegefühl am Handgelenk.

Sie sahen völlig überraschend aus, fühlten sich ganz anders an und zogen in wilden Farbmixturen und wagemutigen Designs jede Menge Aufmerkamkeit auf sich: Als 1983 die ersten Uhren von Swatch auf den Markt kamen, war ich sofort begeistert. Denn bislang dominierten – zumindest gefühlt – die männlichkeitsmetalltriefenden Digitaluhren von Seiko oder Gediegenes aus Großmutters Zeiten in Schwarz-Weiß-Grau-Gold-Tönen den Uhrenmarkt. Solide Zeitmesser, ja – aber fernab jeglichen Hippiegefühls am Handgelenk. Gut, man kann natürlich darüber diskutieren, ob ein Hippie überhaupt jemals eine Uhr getragen hat oder hätte. Aber es fühlte sich irgendwie herrlich revolutionär und hippieesk an, als Medizinstudentin, die ja doch viel Zeit im weißen Kittel mit weißen Birkenstocks (damals definitiv das uncoolste Schuhwerk aller Zeiten, aber ein Must im Klinikalltag) auf Krankenhausstationen verbrachte, mit einer bunten Uhr etwas Lebensfreude ins Hospitalweiß zu bringen. Und als Studentin konnte ich mir 65 DM für eine dieser Quartzuhren in manchmal sogar transparenten Plastikgehäusen in ungewöhnlichen Designs und Farben auch gerade noch so über Monate hinweg vom kargen Budget abknapsen oder das Modell der Begierde als Geburtstagswunsch äußern. …

Sculpture meets Couture – Bourdelle meets Balenciaga. Der Zauber der Farbe Schwarz.

Cristóbal Balenciaga (1895–1972) kam im Baskenland als Sohn eines Fischers und einer Näherin zur Welt. Bereits mit 12 Jahren begann er eine Schneiderlehre – gefördert von einer adeligen Kundin seiner Mutter, die 1919 auch seinen Schritt in die Selbstständigkeit mit einem eigenen Modesalon unterstützte. Nach der Lehre arbeitete er zunächst bei einem lokal gefragten Damenschneider und hatte das Glück, einige Male ins Zentrum der damaligen Modewelt, nach Paris, reisen zu dürfen und sich dort inspirieren zu lassen und austauschen zu können. Der erste eigene Modesalon (welch schönes Wort, by the way!) in San Sebastián war ein Erfolg, denn was sicherlich auch vor einem Jahrhundert keine Selbstverständlichkeit war: Im Nu zählte die spanische Königsfamilie zu seinen Kunden. Als die Monarchie gestürzt wurde, erlebte Balenciaga eine kurze Phase der Pleite – schon im Jahr darauf eröffnete jedoch neue Salons in Barcelona und Madrid. Als jedoch einige Jahre später der Bürgerkrieg ausbrach, suchte er zunächst in London und schließlich in Paris neue Möglichkeiten, weiter als Modeschöpfer die Herzen der Damen und Portemonnaies der Herren zu erobern. Was ihm …

Begegnungen mit Masken. Ein „Eigentlich“ wandelt sich.

Eigentlich mag ich weder Masken noch bin ich generell Fan von Kostümierungen. Fasching ist nicht so mein Ding und Karneval schon gar nicht. Das feiere gerne, wer mag − ich suche in diesen Tagen lieber Ruhe oder genieße ungestörtes Arbeiten. Auch die heidnischen Bräuche der Tiroler Bergwelt haben mir während der Studienzeit in Innsbruck offen gestanden durchaus ein wenig mehr als Respekt eingeflößt − nur ungern lasse ich das Gefühl, im Dunklen bei Schnee und Eis auf dem Weg nach Götzens von den Perchten aufgehalten zu werden, Revue passieren. Auch im Trentiner Val di Fassa gibt es eine Begegnung mit dem Krampus, dem hier so haarigen Zottelmonster, das am 6. Dezember den Hl. Nikolaus und den Gaben tragenden Engel begleitet. Nix für zarte Kinderseelen. Nun stand ich also im Ladinischen Museum in Vigo di Fassa plötzlich in einem Saal voller hölzener Masken. Und war amüsiert und fasziniert. Es war, als würde ich Menschen begegnen, die ich längst von irgendwoher kenne. Zunächst waren da Papageno und Papagena (okay: Fabelwesen aus Mozarts Zauberflöte und keine Echt-Menschen). Als nächstes bemerkte ich den zahnluckerten Alten aus …