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Mythos Bayern: Vom Harzsammler bis zum Märchenkönig Ludwig II.

[Unbezahlte Werbung | Pressereise] Wald, Gebirg und Königstraum – das verspricht die Bayerische Landesausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte, die dieses Jahr in Kloster Ettal unter dem Motto „Mythos Bayern“ gastiert. Und das hält sie auch: Los geht’s in den angenehm temperierten Räumen des Klosters mit dem Thema Wald.

Der mittelalterliche, sogenannte „Augenscheinplan“ der Ettaler Klosterherrrschaft mit zahlreichen Forstgebieten. (© casowi)

Gut 37 Prozent Bayerns sind bewaldet, etwa zwei Drittel sind Staatsforste, erfährt man da – und etwa 83 Jahre ist das Durchschnittsalter der Bäume. Sehr beeindruckend: Jede Sekunde wächst ein Kubikmeter Holz nach. Um gleich im Mythos Bayern zu bleiben: Das Wachstum ist nicht nur wichtig in Sachen Nachhaltigkeit, auch das Aufstellen des Maibaums kann damit erhalten bleiben. Es gab nämlich durchaus Zeiten, in denen dieser Brauch strikt untersagt war, da die Einschlag- ebenso wie die Sammelrechte limitiert waren, weil das Holz knapp war.
Die Jagdrechte blieben ohnehin bis tief ins 19. Jahrhundert dem Adel vorbehalten – was Wilderer nicht abhielt, den ein oder anderen Hirsch zu erlegen. Neben Gewehren und Jagdhörnern, Geweihen und Holzmarterln, die aus Dankbarkeit an göttlichen Beistand bei Unglücksfällen aufgestellt wurden, gibt’s für Nachwuchsforstler halbvirtuelle Sägen, an denen sie ihre Kraft messen können, oder eine virtuelle Baumkronenbeobachtungsstation (inkl. Vogelgezwitscher). Erschreckend ist die Zahl, dass im vergangenen Jahr 25 Menschen bei Forstarbeiten tödlich verunglückt sind.

Das Marterl (=Gedenktafel) an das Glück im Unglück, das in diesem Fall Georg von Geisach widerfuhr. (© casowi)

„… und hat Hilf erlangt“. (© casowi)

Transportiert wurde das Holz in früheren Jahrhunderten über die Flüße und auch die Flößer waren großen Gefahren ausgesetzt. Kein Wunder, dass so mancher von ihnen einen hölzernen Reisealtar mitführte – hatte doch auch das geschlagene Holz häufig eine religiöse End-Bestimmung als Kirchendekoration oder für Haus- oder Reisealtäre. Ab 1477 wurde der Dachstuhl der Münchner Frauenkirche mit in 800 bis 1.000 Meter Höhe im Isartal gewachsenen Fichten errichtet. 1944 fiel er den Bomben zum Opfer – aus seinen Resten wurden sogenannte „Domgeigen“ gefertigt.

Ein etwa 20cm hoher Hausaltar verhieß so manchem Flößer göttlichen Beistand bei seiner gefährlichen Arbeit. (© casowi)

Bayerische Schnitzkunst beeindruckt auch bei dieser Monstranz. (© casowi)

Diese Schnitzerei wurde an Leonardo da Vincis Abendmahl-Darstellung angelehnt. (© casowi)

Aus dem Restholz des im 2. Weltkrieg bombardierten Dachstuhls der Münchner Frauenkirche fertigte man sogenannte Domgeigen. (© casowi)

Thematisiert wird auch um den Freizeit- und Erholungswert des Waldes – „Waldbaden“ kommt ja gerade sehr in Mode (früher™ nannten wir es einfach Waldspaziergang). Doch bevor die ersten Nordic Walking-Stöcke auf Waldboden treffen konnten, diente dieser Naturfoschern und Malern als Quell der Arbeit und Inspiration. Mythos Bayern würde seinem Namen nicht gerecht, wären nicht Gemälde und Skizzen von Carl Spitzweg, Johann Georg von Dillis oder Simon Warnberger unter den Exponaten.

Konzentriert und doch irgendwie verträumt wirkend: Carl Spitzwegs „Der Geologe“. (© casowi)

Blick auf den Tegernsee (Johann Georg von Dillis) (© casowi)

Simon Warnberger malte das Isartal zwischen Pullach und Grünwald. (© casowi)

Was das weiblich-bairische Besucherauge besonders erfreut, ist die Präsenz von Marie von Bayern (zugegebenermaßen geboren als Marie von Preußen). Nicht, weil die Kronprinzessin Schwiegertochter von Ludwig I. und somit als spätere Königin auch die Mutter des Märchenkönigs Ludwig II. war – nein: Sie war vielmehr passionierte Bergsteigerin und entwarf und fertigte für sich und ihre Entourage Bergsteigerbekleidung. Gut, heute würde man mit ihren Stiefelchen wohl gerade noch einen Hügel, aber sicherlich keinen Berg erklimmen … obwohl? Jedenfalls war sie Bayerns erste Alpinistin und somit ist’s richtig, dass sie gewürdigt wird – immerhin gehörte sie auch zu den ersten zehn Frauen, die die Zugspitze bestieg!

Die erste Alpinistin unter den Adeligen: Marie von Bayern, verheiratet mit König Ludwig I. (© casowi)

Heute nicht mehr ganz State of the Art: Die Bergschuhe von Marie von Bayern. (© casowi)

Überhaupt wartet die Ausstellung mit ein paar Fakten aus dem Hause der bayerischen Royals auf, die bislang vermutlich noch nicht überall bekannt waren: So war es Kaiserin Sisis Vater Herzog Max in Bayern, der das Zitherspiel in Bayern erst hoffähig machte – vorher galt es als „Lumpeninstrument“.

Die Zither von Herzog Max, nebst edlem Schutzdeckchen (© casowi)

Bayerns Berge haben natürlich auch viel mit dem Skisport zu tun und deshalb gibt es u.a. auch einen Sessellift-Sessel sowie alte Plakate von Wintersportorten zu bestaunen. Und eine echte Lederhose, die damals nicht nur den Arbeitsalltag, sondern selbstverständlich auch Wilderer-, Berg- und Skitouren überstehen musste.

So hat eine echte Lederhosn irgendwann auszuschauen! (© casowi)

Mal zu Fuß, mal mit der Seilbahn – auf alle Fälle „auffi aufn Berg!“© casowi)

Tja, und da wäre ja noch der Part mit dem „Königstraum“. Wer könnte den besser erfüllen als Mr. Märchenkönig himself, der „Kini“ (= bairisch für König)? Eben. Und deshalb widmet sich ein eigens errichtetes, an eine Schneekugel erinnerndes Sondergebäude König Ludwig II. von Bayern und seine Traumbauten. Die dort gezeigte Multimedia-Show bezaubert – wie die gesamte Ausstellung – jung und alt, Bayern und Zuagroaste (=Gäste).

Wo ein Schwan ist, kann ein Schloss des Märchenkönigs nicht weit sein. (© casowi)

Abschließend können die Besucher_innen noch multimedial im Mythos Bayern „verewigen“: Unzählige (und DSGVO-konform unscharfe) Selfies formen das Wappen des Freistaats Bayern oder umrahmen es im letzten Raum der Ausstellung.

Für fröhliches Autorin-Suchen … (© casowi)

Das bayerische Wappen made out of Selfies. (© casowi)

„Mythos Bayern“ bietet in der Region auch ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Brauchtumsveranstaltungen, Führungen, Exkursionen, Konzerten und einem spirituellem Programm mit Bergandachten und Gottesdiensten. Ludwig II.-Fans dürften anlässlich der Feier des 173. Geburtstags seiner Majestät am 25. August auf Schloss Linderhof auf ihre Kosten kommen – Fans der Gebrüder Well (Biermösl Blasn) freuen sich wiederum auf den Abend mit dem Multiinstrumentalspezialisten Stofferl Well am 22. September in Rahmen der Klassiktage Ammergauer Alpen.

Immer wieder imposant: Die Basilika des Klosters Ettal. (© casowi)

Die Infotafeln und Exponate der Landesausstellung sind auf deutsch und englisch beschriftet, die Ausstellung ist noch bis zum 4. November geöffnet und eignet sich für Jung und Alt an Regen- wie an überhitzten Hochsommertagen. Sie enthält zahlreiche Multimedia-Elemente. Wer Interesse am Bierbrauen, der Likörherstellung oder der Käse-Produktion hat, besucht die Angebote vor Ort. Der Besuch der Basilika von Kloster Ettal lohnt sich ebenso wie bei den Nachbarn Oberammergau und Schloss Linderhof.


Ich bedanke mich bei der Zugspitz Region herzlich für die Einladung zu dieser Pressereise.

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