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Paris in neuer Blüte

Vier Tage lang war ich in Paris. Das Märzwetter war meist unwirtlich – zeigte sich grau, windig und kalt. Und doch fühlt sich die in den vergangenen Monaten immer wieder stark gebeutelte Stadt so sehr nach Frühling an. Nach Knospen und Angrünen, nach diesem erstem zarten Duft, der die spätere Schönheit nur dezent andeutet und doch so verheißungsvoll ist, dass das Herz schon überquellen will vor Sehnsucht und die Seele sich aufs wärmende Bad im puren Wohlgefühl freut. Ja, Paris hat Schrammen abbekommen, wenn man es aus der Ferne betrachtet. Und ja: Ich habe die Veränderung auch vor Ort gespürt. Taschenkontrollen sind Bestandteil jedes Einlass-Procedere geworden, das Militär sichert Wahrzeichen wie den Eiffelturm.

Es tut immer wieder weh. C’est la vie.

Am Tag vor der Anreise waren ein Vorort sowie der Flughafen von Orly von einem Zerstörungswilligen angegriffen worden und am letzten Abend unseres Aufenthalts wurden die Lichter des Eiffelturm zum Gedenken an die Opfer der Londoner Westminster-Attacke abgeschaltet. Die Neuzeit ist omnipräsent – wir haben unsere Betroffenheit, Gedanken, Sorgen und Ängste in der Gruppe von 80 Journalisten und Bloggern aus aller Welt an der ein oder anderen Stelle immer wieder besprochen, geteilt und ausgetauscht. Und trotz der aktuellen Geschehnisse obsiegten nicht Angst und Furcht. Vielmehr keimte in vielen von uns und auch in mir zunehmend der Mut und der Wunsch auf, dem Dunklen viel Helles entgegen zu setzen. Ins Miteinander zu gehen, wo das Unterschiedliche zunächst so offensichtlich ist. Dafür bereitet Paris den Boden – mit Charme, mit Selbstverständlichkeit, mit Aufrichtigkeit und der unglaublichen Kraft der Jahrhunderte, die diese Stadt in ihrem Herzen trägt.

Kultur ist Paris – Paris ist Kultur

Paris ist elegant und selbstbewusst. Paris kann reich und arm sein. Sehr reich und sehr arm. Paris ist mondän und zugleich auch immer wieder engstirnig. Paris beherrscht Snobismus und ist zugleich unendlich liebevoll. Und trotz des immer irgendwie tosenden Verkehrs waren die uns am Abend vom Eiffelturm zur Oper chauffierenden „Limousinen“ eben genau die, die charmanter und französischer nicht sein könnten: Die guten alten 2CVs, auch „Ente“ genannt, die seit 1990 nicht mehr hergestellt werden.

Die 2CVs von 4 Roues sous 1 parapluie in allen Farben – fürs echt französische Autofeeling. ©casowi

Die etwas anderen Ausblicke im 2CV. ©casowi

Ankunft mit dem 2CV an der Opéra Garnier – ein Ereignis! ©casowi

La Saison Culturelle 2017 est arrivé!

Die Opéra Garnier stellte an diesem Abend das Kulturprogramm der Saison vor. Nicht nur der Rahmen und die anschließende Party beeindruckten ungemein – alle vier Redner überzeugten am Pult. Es kann ja so unglaublich langatmig sein, wenn Minister oder Bürgermeister ihre Programme und Statistiken verkünden – hier war alles anders. So komplett anders, dass es mich und viele meiner Mitreisenden tief berührte. Denn alle vier sprachen aus dem Herz heraus, aus tiefster innerer Überzeugung für das, wofür sie stehen und woran sie arbeiten. Und das klingt anders als platte Wahlparolen. Für uns alle übrigens neben der Tatsache, dass alle Reden auch gebärdet wurde, eine freudige Überraschung: Von vier Speakern auf der Bühne waren drei Frauen. Erfrischend frei sprachen sie alle: Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris, hielt ein Plädoyer für die Verbindung von Tradition und Kreativität: „Kultur trägt real zur Lebensqualität unserer Stadt bei und ist wichtiger Bestandteil der Dynamik von Paris“. Valérie Précesse, zuständig für die Kulturarbeit der Region Paris, betonte, wie wichtig der offene Zugang zu kulturellen Veranstaltungen für alle sei – so ist beispielsweise der Eintritt in Museen für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gratis. Die Ministerin für Kultur und Kommunikation, Audrey Azuley, schwärmte vom französischen Flair, das im wertschätzenden Umgang eines Mixes aus Kultur, Tradition, Kreativität, Kulinarik, Mode Luxus, Design, Kunst und Handwerk wurzelt. Das bekräftigte auch ihr Kollege Mathias Fekl, Staatsminister für den Außenhandel.

Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris bei der Eröffnung der Saison Culturelle 2017. ©casowi

Marc Chagall gestaltete 1963 die Decke der Opéra Garnier in Paris. ©casowi

Der imposante Vorhang der Opéra Garnier. ©casowi

Leise Töne – und doch so präsent

Und immer wieder ging es auch um die Vernarbung der Wunden, die die vergangenen Angriffe bei der Stadt, ihren Bewohner und deren Lebensgefühl hinterlassen haben. Es ist ein untrotziges „Trotzdem“ und ein klares „Nicht mit uns!“, die spürbar sind. Und das tut unendlich gut. Stärkt. Bejaht. Belebt dort, wo Starre sich breit machen wollte.
Erfrischend unaufgeregt und zugleich herrlich klar in ihren Aussagen waren auch die kurzen künstlerischen Einlagen auf der Bühne: Die drei so wunderbar französischen Damen von L.E.J. mit ihren Chansons, der mir namentlich leider unbekannte VR-Sprayer, die Tänzer, die Sopranistin, das Mitglied der Comédie française.

Laute Töne – Paris knows how to party

Und dann wurde es doch noch laut. Und cool. Und exquisit. Die Gäste der Pariser Kulturszene zeigten, wie elegant und charmant sie zu feiern wissen. Savoir vivre pur. Die Saison Culturelle 2017 ist eröffnet. Kleine und überaus feine Ausschnitte daraus werde ich in den folgenden Blogposts vorstellen. Mal leise, mal laut – und garantiert immer voller Kultur.

Partystimmung im Foyer der Opèra Garnier. ©casowi


Ich bedanke mich für die Einladung nach Paris zur Eröffnung der Saison Culturelle 2017 herzlich bei Atout France und seinen Partnern. #feelfrenchculture

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fasziniert von Menschen und deren Geschichten, Reisen, Wein, Food, Musik, Sprachen und einigem mehr. Beruflich zertifizierter Business Coach, Introvision Coach sowie Konfliktmoderatorin.

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