(un)sinniges, Buch, Coaching, Innenreise
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Buchschwanger. Oder: Warum man als Autor nicht in der Jogginghose schreiben sollte.

Herrlich: Es frühjahrt endlich! Die Wetter-Apps stellen sogar erste Annäherungen an die 20° Grad-Marke in Aussicht und auch, wenn wir in Bayern statt Ostern schon häufig „Weißtern“ gefeiert haben und manchmal eher Christbaumkugeln als Ostereier an die Palmkätzchen hängen müssen, manifestiert sich der Wunsch, die Wintermäntel und Schneestiefel in den wohlverdienten Sommerschlaf schicken zu wollen.

Oha … da wulstet sich was!

Für mich stellt sich die Frage nach passender Kleidung ohnehin gerade intensiver, da ich in wenigen Tagen mit weiteren Journalisten und Bloggern nach Paris auf eine Kulturpressereise entschweben werde, zu der Atout France eingeladen hat. Wie aufregend und frühjahrsfrisch: Große und kleine Museen, die Oper und die Philharmonie, zwei Châteaux, verlockende Gaumengenüsse, ein Ballettabend, Cineastisches und auch die hohe Kunst der Mode – all das werde ich nächste Woche erleben, bestaunen und genießen (wer mir und uns live folgen will, kann dies unter #feelfrenchculture auf Instagram, Twitter & Co. ). Und klar: Da will ich nicht ausschauen wie Hulle (wer war das eigentlich?). Da liegt doch eher der Satz nahe „Ich kann so nett ausschauen, wenn ich will.“ In diesem Fall kann ich wirklich sagen: Ja, ich will. Aber kann ich wirklich so, wie ich will?

Das Michelin-Männchen in mir

Offen gestanden: Zwischen Wunsch und Umsetzung befindet sich aktuell ein kleiner Wulstwall. Er nervt mich schon seit ein paar Wochen und ich habe auch schon den ideellen Spaten zum Abtragen in Form von Reduktionskost auf der Gabel angesetzt. Das Biest indes ist beharrlich und weichet kaum.
Heute fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Alles ist ganz normal – ich befinde mich nur inmitten einer Buchschwangerschaft!

Being an author is similar to being pregnant

Der Begriff ist wirklich nicht von der Hand zu weisen: Zunächst geht man ja schwanger mit der Buch-Idee, die Gedanken kreisen um Fragen wie „will ich das wirklich – schaffe ich das auch – gibt es nicht schon genügend Bücher auf der Welt – warum ist mir das so wichtig?“. Irgendwann wird’s konkreter und man steigt ein in die Konzeptphase, in der das Exposé verfasst und dem Verlag zur Begutachtung übergeben wird. Die Feedbackrunden von der Verlagsleitung, der Redaktion und dem Lektorat gleich dann vor allem in einem Punkt  den Ultraschall-Untersuchungen der klassischen Schwangerschaft: Es ist ein überaus großes Glücksgefühl zu erfahren, dass „alles wunderbar und in Ordnung“ ist! Jetzt wird es also spürbar konkreter: Die richtige (Gedanken-)Brutphase setzt ein, man kreist um die im Expose formulierten Gedanken, nährt sie, füttert sie ab und an durch die Lektüre, skizziert sie zunehmend (da ist es wieder, dieses Wort …). Und schreibt. Liest, prüft, liest gegen (in unserem Fall, da wir zwei Autorinnen sind) und schreibt um und vor allem weiter. 200 Manuskriptseiten sind ne Menge Hirnschmalz und Buchstaben.

Ein Buch namens „Roswitha“ – oder doch eher „Chantalle“?

Ebenso spannend wie bei der Nachwuchsbennenung gestaltet sich auch die Namensfindung, da sie ja langfristig wirksam und passend sein sollte. Wir hatten das große Glück, dass die Redaktion und wir sehr rasch und vor allem Hand in Hand fündig wurden. Die Rolle der kritischen Schwiegereltern übernahm dann in unserem Fall das Vertriebsteam von Kösel und bat um einen weiteren Vorschlag. Und der sitzt nun endgültig auf dem Punkt (danke, liebe Schwiegervertriebler!). Aber dazu dann mal mehr an anderer Stelle …
Wochen intensivster Schreibtischarbeit liegen also hinter uns. Bei meiner Co-Autorin Nathalie Springer purzelten in dieser Zeit die Kilos – und bei mir landeten sie an. Blöd irgendwie, aber auch nicht zu ändern. In der gemütlich-warmen Winterjogginghose hab ich waagenloser Menschen es einfach nicht gemerkt. Beim nächsten Mal aber nicht mehr mit mir: Da schreibe ich dann in Jeans!

Die Glättung kleiner Falten im Psychojargon

Mittlerweile war unser Manuskript in den erfahrenen Händen unserer sehr erfahrenen und zugleich behutsamen Lektorin, die ihr Adlerauge über den „Psychojargon“ unseres Coaching-Ratgebers schweben ließ und an der ein oder anderen Stelle ein imaginäres Bügeleisen ansetzte, um kleine Falten im Stoff professionell zu glätten. Die uns erteilten letzten Hausaufgaben sind erledigt und jetzt geht das Manuskript in den Satz! Wenn wir es wiedersehen, wird es also schon im Gewand eines echten Buchs daherkommen. Mir ist das alles nicht unbekannt, denn immerhin arbeitete ich gute sechs Jahre beim Verlag Gräfe und Unzer und war dort sowohl als Redakteurin Geburtshelferin für viele Ratgeber-Titel als auch als Ghostautorin gelegentliche „Leihmutter“. Und doch ist es wunderbar aufregend! Obwohl wir schon wissen, wie unser „Baby“ aussehen wird – will heißen: das Buchcover steht auch schon – so können meine Co-Autorin Nathalie Springer und ich es doch kaum erwarten, es erstmals in den Händen zu halten. Im August ist es dann soweit.

Einer meiner nächsten Buchtitel könnte übrigens „Aus mir wird nie ne Bohnenstange! Aus dem Leben eines Michelin-Männchen-Doubles“ lauten.
Die ersten Kapitel folgen demnächst.
Sie spielen in Paris.
Im Frühling.
A bientôt!

Sacré-Cœur de Montmartre beim letzten Paris-Besuch im Oktober 2011 (© casowi)

 

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