(un)sinniges, Coaching, Digital Relations, genuss, Kommunikation, Konzert, kultur, Kunst, Musik, re:publica, reise, Social Media
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Six days in Berlin. Genial.

Ich mag die Stadt.
Ich mag ihre prunkvollen Seiten, ihre abgeranzten Ecken und Kanten, ihre Originale, ihre Hackfressen, das Zuwanderwirrwarr, ihre Undurchschaubarkeit, ihre Wichtigkeit und ihre Scheißegal-Mentalität. Ich mag die Größe der gefühlten 523 Stadtteile, die Unberechenbarkeit der Straßenführung, die Kaputtgehwege und Edelanlagen, die Zufallskneipen und Bio-Läden.

Berlin ist übrigens die einzige Stadt, in der die Anreise IMMER länger dauert als die Abreise. Warum auch immer.

Nun also endlich mal nicht nur eine Dreitages-Stippvisite mit festem Programm. Diesmal also buntes Allerlei. Meine Berlin Sixdays.

Gestartet mit einer wirklich einzigartigen Geburtstagsfeier, bei der der Gastgeber seine Gäste und sich mit einem Konzert beschenkte. Es wurden ausschließlich Eigenkompositionen gespielt, stilistisch und thematisch von hier nach da vom Eigenliebelied bis hin zum Grillmeister. Ja, genau zu dem Grillmeister.

Happy Birthday, young chap! Und danke für einen unvergesslichen Abend, lieber Jonny!

Dann der 1. Mai. Ein Strahletag von A bis Z. Ein Tag des Mich-Treiben-Lassens. Schlangestehen macht bei gutem Wetter auch mehr Spaß. Und für die Gerhard Richter-Ausstellung ist’s gut machbar.

Mein Eindruck nach dem Besuch der Neuen Nationalgalerie: Gerhard Richter ist geradeaus. Seine Werke wollen nicht gefallen – und tun es doch. Sie berühren einfach. Egal ob 9/11, die Tochterportraits, die Klorolle, der Stuhl oder die grauen Werke. Und durch ein paar richterlich angeordnete Glasplatten werde auch ich gerhardisch abbildbar – ein wenig madonnesk vielleicht, aber immerhin.

Danach gab’s keine weitere Frage. Endlich ein klassischer Touri sein und eine Bootsfahrt genießen. Alles stimmte: Der berlinerischte aller berlinernden Tour-Guides vor mir, hinter mir japanische Kinder, die mich an den Haaren ziepten, neben mir eine schüchterne Brasilianerin (sic!), die erst kurz vor Ende der Fahrt um ein Foto von sich bat.  Und sonst nur Sonne. Wasser. Stadt. Und ich.

Abends dann das erste Spargelessen des Jahres. Bei Kindheitsfreunden. Mit allen Facetten an Tief-, Lustig- und auch Bewältigungsgesprächen. Gefühlte und gelebte Verbundenheit zum drin suhlen und wohlfühlgrunzen.

Am nächsten Morgen zunächst in die Alte Nationalgalerie  zu Richters RAF-Zyklus. Der mir den Atem raubt. Dessen Bilder mich an diese Wochen und Tage in den 70gern erinnern, in denen auch wir Jugendlichen spürten, dass etwas Lähmendes vorging in unserem Land.

Und diese Bilder hängen unvermutet (wenn auch gesucht) mitten in Sälen von Caspar David Friedrich und Schinkel. Größer kann der Kontrast kaum sein.
Dennoch: ich ließ mich auf ihn ein. Ergab mich dem CDF-Saal und seiner so eigenen Welt. Reise durch Bilder wie „Der einsame Baum“.

Gut. Genug Alt-Kultur. Jetzt also Neu-Kultur. Auf zur re:publica 2012, der Konferenz der deutschen Netzgemeinde. Die dieses Jahr in der bestens gewählten neue Location Station wirklich flauschte, wie Sascha Lobo es so trefflich formulierte. Ragnar Heil hat mir in seinem Blogbeitrag zur #rp12 inhaltlich schon voll aus der Seele gesprochen – deshalb an dieser Stelle nur noch mal einen Dank und ein Kompliment an die Organisatoren und superflauschige Hach-Dankesseufzer an all die Menschen, die ich auf der #rp12 erst- oder wiedergetroffen habe. Es sind so viele bereichernde, wohltuende und manchmal einfach nur herrlich gspinnerte Gespräche, die ich in diesen Tagen führen konnte und manchmal so schräge oder auch fußfassende Ideen, die wir erörtern und weiter entwickeln – wow! Hier ist’s wirklich (noch) social und an jeder Ecke lauert Inspiration. Und: die Dichte der Being-Wichtig-Pretender ist erfrischend gering.

Zwei Tage also viel Austausch und neue Anregungen und Gedanken rund um Social Media, Aktionen, Aktivitäten, Gespräche, Kommunikation, Bier und unendliche „Ach – Du bist das! Klasse – endlich mal live!“-Rufe auf dem Gelände.

Und weitere zwei Tage Wissensglück. Leider war es schon das vorletzte Modul meiner Coaching-Ausbildung bei artop. Befruchtend und anregend war es wie immer. Diesmal mit Astrid Schreyögg, die so herrlich ihren Weg gefunden hat, ihr Ding macht und sich nicht beeindrucken lässt von Konventionen oder sonstigem Gedöns. Sie weiß es, sie kann es, sie liebt es, sie vermittelt es. In diesem Fall ging es um das Coaching von Konfliktthemen. Herrlich transparent, erfrischend gelehrt und gleich auch beeindruckend umgesetzt.

Es fällt schwerer, Berlin wieder zu verlassen. Diesmal lag es vielleicht auch am Wissen um den Abschied von Tegel, der doch noch mal an den Abschied von Riem erinnert, obwohl er gut 20 Jahre her ist. Und doch schwingt auch schon ein anderer Unterton mit. Seit Februar 2011 bin ich regelmäßig in Berlin. Diese Stadt war keine Liebe auf den ersten Blick. Doch mit der Zeit bin ich ihr zunehmend mehr verfallen.

Wir haben noch was am Laufen, Berlin.
Ich spür’s.

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