(un)sinniges, Architektur, Fashion, Food, genuss, kultur, reise
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Allerlei Nebensächliches. Weil’s schön ist.

Es sind ja immer die kleinen Nebenbei-Dinge des Lebens, die meine Seele an Tagen wie diesem hüpfen lassen.
Heute waren es zunächst die beiden Mitsechzigerinnen, die seit den 70er Jahren in Amerika leben und in wunderbarstem Norddeutsch ihre Erfahrungen austauschten. Am Nachbartisch des Mittags-Delis. Nicht ahnend, dass ich… ja, ich hatte fast ein schlechtes Gewissen, mich nicht als der Sprache kundig enttarnt zu haben. Aber ihre „ich hätte das Apartment in den 80ern kaufen sollen“ und „ich hab ja auch ne Wohnung in China“-Geschichten waren ebenso unterhaltsam wie das Wissen, dass die Damen sich völlig unzugehört fühlten und so erfrischend fröhlich über Gott un die Welt debattierten.

Beim Einkauf im benachbarten Designerschnäppchen-Taiwanmüll-Restegerümpelladen TJ Maxx dann die Freude über ein Glas Breitsamer Honig in einem Regal nahe der Kasse. Heimischer Honig also, mitten in New York. Einsamer und hier sehr unheimischer Honig. Kein Mensch wollte ihn wohl. Ich übrigens auch nicht.
Er genießt aber immerhin einen netten Ausblick.

Auf der anderen Straßenseite dann eine Fassade, die von diesem hübschen Motiv geziert wird.


Auf dem weiteren Weg dann ein Sammelsurium von Hydranten-Varianten. An einem unendlich unspektakulärem Haus.
Wer also mal seinen Schlauch ausprobieren will…

Dann war es bei Whole Food das Kassensystem. Whole Food ist eine sensationell ausgestattete Biomarkt-Kette, die sich glücklicherweise auch regen Zuspruchs erfreuen kann. Am Union Square, um den herum es ohnehin recht bio-öko-nachhaltig zugeht, käme es sicher an den Kassen (30 an der Zahl) zu größeren Tumulten, hätte man nicht ein geniales, weil einfaches System eingeführt. Es gibt fünf Warteschlangen, jede hat ihre Farbe. Ganz vorne hängt ein Monitor mit Streifen in ebendiesen Farben, auf denen dann die entsprechend freie Kassennummer zu lesen ist. Und da nicht jeder immer seine Brille dabei hat, ertönt auch noch eine freundliche Stimme, die einem die Nummer der zugewiesenen Kasse vorliest. Geht schnell, funktioniert prima und tut einfach gut.

Die nächste nette Begegnung folgte dann am Flatiron Building mit einem Mann, der mich darauf aufmerksam machte, dass ein Stückchen weiter ein Hubschrauber seit geraumer Zeit am Himmel stand. Felsenfest. Wie angeleint. Wir philosophierten ein wenig, ob es sich eher um eine Stehfliege oder einen Falken handeln würde – das war es dann.

Gefolgt von viel Lob über meinen auserlesenen Kartengeschmack, der sich mehr als deutlich von dem anderer Touristen abheben würde – vom betagten georgischen Souvenir-Verkäufer. Ja, ich finde sie auch  schön. Und ich schreib sie auch noch…

Gekrönt wurde dieser Tag der liebenswürdigen Nebensächlichkeiten von meiner Nachbarin im Konzert des New York Philharmonic Orchestra unter Riccardo Muti mit Andras Schiff. Ist sie doch Bratscherin im MET-Orchester. Und so schimpften wir auf das undiszipliniert hustende, gähnende, essende, schätzende und sehr unruhige Publikum, philosophierten über Brahms und Hindemith, schwärmten von Muti, seiner Präzision, seiner wunderbaren, unterhaltsam lehrreichen Probenarbeit, seinem Musikverständnis und amüsierten uns über Levine und Thielemann.
Levine sei ein hervorragender Pianist, erzählte sie.
Und noch mehr… aber das bleibt unter uns, liebe D.

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